Ausgabe 4/23 -

Raiffeisenverband Südtirol: In einem herausfordernden Umfeld gut behauptet

Der Raiffeisenverband Südtirol zog im Rahmen seiner Vollversammlung am 16. Juni Bilanz über das Jahr 2022. Der größte Genossenschaftsverband des Landes und seine fast 360 Mitgliedsgenossenschaften haben ein anspruchsvolles Geschäftsjahr überzeugend gemeistert.

„Die Raiffeisen Genossenschaften weisen trotz schwieriger Rahmen­bedingungen und Kostendruck eine ausgewogene Entwicklung auf. Sie haben sich in einer Zeit vieler Krisen erneut als stabil, sicher und leistungsfähig erwiesen“, sagte Verbandsobmann Herbert Von Leon im Raiffeisenhaus.

 

Die 39 Raiffeisenkassen samt Raiffeisen Landesbank verzeichneten im Geschäftsjahr 2022 weiter Zuwächse bei den Einlagen und Ausleihungen: Die direkten Kundeneinlagen stiegen um 3,8 Prozent auf 14,2 Mrd. Euro, die Ausleihungen stiegen um 3,9 Prozent auf über 11,6 Mrd. Euro; der Überschuss der Raiffeisenkassen lag mit 135,6 Mio. Euro um 35 Prozent höher als im Geschäftsjahr 2021, zusammen mit der Raiffeisen Landesbank erreichte der Überschuss insgesamt 147,5 Mio. Euro. Das Eigenkapital der Raiffeisenkassen erhöhte sich um 3,4 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro. Die Raiffeisen­kassen verfügen mit 165 Geschäftsstellen über mehr als die Hälfte der Bankschalter im Land. Die Mitgliederzahl stieg auf knapp 78.400.


Die landwirtschaftlichen Genossenschaften entwickelten sich unterschiedlich, wobei alle Sparten unter den steigenden Produktions-kosten litten. Für die Obstgenossenschaften war das Geschäftsjahr 2021/22 schwierig. Ein Überangebot am Apfelmarkt drückte auf die Auszahlungspreise.

Die 14 Kellereigenossenschaften verzeichneten ein sehr positives Geschäftsjahr 2021/22; die Molkereigenossenschaften konnten trotz schwieriger Marktsituation höhere Preise für ihre Produkte am Markt durchsetzen. Auch die Genossenschaften anderer Bereiche, darunter Energiegenossenschaften, Einkaufs- und Konsumgenossenschaften, Viehwirtschaftsgenossenschaften u.a.m. sind ihrem Auftrag erfolgreich nachgekommen.


Ein Jahr im Zeichen des Wechsels

Für den Raiffeisenverband stand das Jahr 2022 im Zeichen des Wechsels an der Verbandspitze vom langjährigen Generaldirektor Paul Gasser hin zu Robert Zampieri. Mit Paulina Schwarz übernahm erstmals in der über 60-jährigen Geschichte des Verbandes eine Frau die Position der 1. Obmannstellvertreterin.

 

Der Raiffeisenverband wurde seiner Rolle als Interessenvertreter, Dienstleister und Prüfungsorgan der Mitgliedsgenossenschaften gut gerecht. „Die Förderung der Mitglieder stand für uns im Vordergrund“, sagte Verbandsobmann Herbert Von Leon.

 

In dieselbe Kerbe schlug auch General­direktor Rober Zampieri: „Das Mitglied steht im Mittelpunkt, Qualität und Service der Leistungen bilden unseren Handlungsleitpfad. Wir sind Problemlöser und erster Ansprechpartner für die Mitglieder.“ Seine Art der Führung beschrieb er mit dem Motto „Aus eigener Kraft und Kompetenz – unkompliziert, einfach und schnell“.


„Unsere Verbandstätigkeit ist klar auf den Nutzen und die Förderung unserer Mitgliedsgenossenschaften ausgerichtet.“

Generaldirektor Robert Zampieri (links)

Portrait: Generaldirektor Robert Zampieri und Verbandsobmann Herbert Von Leon 

„Die Raiffeisen Genossenschaften haben sich in einer schwierigen Zeit als stabil, sicher und leistungs­fähig erwiesen.“

Verbandsobmann Herbert Von Leon (rechts)


Ein wichtiger Schritt konnte mit der Reorganisation im Verband gesetzt werden: Zuständigkeiten wurden geschärft und der Boden für neue Geschäftsfelder bereitet. Als ein Beispiel und vielversprechendes Modell nannte Generaldirektor Zampieri die Einrichtung von Raiffeisen-Stiftungen. Erklärtes Ziel ist es, die finanzielle Basis des Raiffeisenverbandes zu stärken und die Dienstleistungen weiter auszubauen.

 

Als Herausforderungen und Chancen nannte Zampieri die Entwicklung des genossenschaftlichen Versicherers Assimoco, an dem Raiffeisen maßgeblich beteiligt ist, die Veränderungen in der Investitionsbank Trentino-Südtirol Mediocredito, die enge Zusammenarbeit mit der Raiffeisen Landesbank zum Schutz und Weiterbildung der Raiffeisenkassen sowie die Entwicklungen am Energiemarkt mit der Gründung genossenschaftlicher Energiegemeinschaften. 

Einen zentralen Schwerpunkt bildet die Stärkung der Kommunikation, um die Bedeutung und Vielfalt der Raiffeisen Genossenschaften im Land sichtbarer zu machen. Dazu beitragen soll auch die Verwendung der Marke Raiffeisen durch die Mitgliedsgenossenschaften über die Raiffeisenkassen hinaus. Auch die Themen „Arbeitgebermarke“ und der Aufbau einer Dienstleistung für das Recruiting sind strategisch wichtig, um für die Raiffeisen-Genossenschaftswelt beste Mitarbeitende zu gewinnen.

 

Ein Herzensanliegen stellt das Projekt „Raiffeisen-City“ dar. Zampieri: „Mit dem Neubau des Raiffeisenhauses als zukünftige Heimat mehrerer Raiffeisengesellschaften wollen wir eine Struktur mit enormer Strahlkraft – weit über das Genossenschaftswesen hinaus – schaffen.“ Als Erfolgsrezept für alle Vorhaben und Ziele bezeichnete Zampieri die enge Zusammenarbeit in der Raiffeisen-Organisation und das geschlossene Auftreten nach außen.