Mit Zuversicht ins neue Jahr

Gründe für Verzweiflung gibt es derzeit viele: Krieg in Europa, absurd hohe Inflation, die Gefahr kalter Wohnungen im Winter sind nur einige davon, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. So mancher fragt sich, wie man diese Flut an schlechten Nachrichten erträgt, ohne depressiv oder zynisch zu werden. Noch dazu steht der Jahreswechsel an. Die Zeit nach Weihnachten, die Rauhnächte, lassen viele Menschen innehalten. Sie ziehen Bilanz über die vergangenen Monate und fragen sich, was das neue Jahr wohl bringen mag.

„Mentale Stärke ist verantwortlich dafür, wie wir mit Herausforderungen umgehen und unser Leben gestalten“. Johanna Fischer, Mentaltrainerin

Mentale Stärke entwickeln

Johanna Fischer ist Ernährungstherapeutin und Mentaltrainerin. Sie hat in Wien Ernährungswissenschaften studiert und sich nach dem Studium als Ernährungsberaterin selbstständig gemacht. Sie erkannte bei ihrer Arbeit schnell, dass eine Ernährungsumstellung – wie jede Veränderung – im Kopf beginnt. Nach der absolvierten Mentaltrainer-Ausbildung in Innsbruck veränderte sie ihre Arbeitsweise völlig: „Mein Schwerpunkt ist nicht mehr die Information, sondern das mentale Training“, sagt Fischer. „Erst der Kopf, dann der Körper.“

Denn mentale Stärke – die innere geistige Kraft – ist verantwortlich dafür, wie wir mit Herausforderungen umgehen, ob wir Ziele erreichen, Probleme lösen, aktiv und selbst- bestimmt den Tag – ja, unser Leben gestalten. Dies gilt vor allem für Zeiten der Krise, in denen Unsicherheit und Angst sehr belastend erlebt werden. Fischer hat Tipps parat, um der Angst zu begegnen. Zunächst anerkennen, dass Angst da ist. „Wenn ich mir nur einrede, dass ich keine Angst habe, wird die Angst noch größer“, sagt sie, und weiter: „Ich darf Angst haben und das auch aussprechen.“ Dann aber geht es um das aktive Handeln. „Ich kann wählen“, sagt Fischer, „will ich in der Angst gefangen bleiben oder will ich meinen Fokus verändern. 

Ich kann selbstverantwortlich entscheiden, meine Gedanken zu verändern.“ Wer die Perspektive wechselt, ist offen für neue Möglichkeiten, lösungsorientierter und oft auch zuversichtlicher.

Auch die eigenen Finanzen können in Zeiten hoher Energiepreise, steigender Kreditzinsen und galoppierender Inflation schon mal Angst machen. Viele stehen vor Entscheidungen in unsicheren Zeiten. „Vor Kurzem galt es noch die Corona-Krise zu überwinden. Jetzt stehen mit der Energiekrise und dem Ukrainekrieg die nächsten Herausforderungen bevor“, weiß Privatkundenberater Thomas Holzknecht (siehe Interview weiter unten). Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Kunden besonders in solch herausfordernden Zeiten froh um einen Ansprechpartner sind, auf den sie sich verlassen können, und mit dem sie nicht nur über die nackten Zahlen reden können. „Die Kunden haben das alles satt und wollen sich manchmal auch nur aussprechen. Ich versuche beides: zuzuhören und in Finanzfragen so gut wie möglich weiterzuhelfen. Das Vertrauen ist elementar, weil es Menschen beruhigt und sicherer macht.“

Vertrauen ist nicht zuletzt einer der Grundpfeiler der Genossenschaftlichen Beratung von Raiffeisen: Ehrliche Beratung, offen sagen, was geht, und was eben nicht geht.

Den Fokus auf das Gute legen

Ein Schlagwort, dass man besonders seit der Corona-Zeit vermehrt hört, ist Resilienz, die psychische Widerstandskraft. Fischer beschreibt den Begriff mit einer Tasse und einem Gummiball. Während die fallende Tasse am Fliesenboden zerschellt, verformt sich der Gummiball zwar, kehrt dann aber in die Ursprungs-form zurück. „Resilienz bedeutet, dass man sich an Widerstände anpasst und nicht an ihnen zerbricht“, sagt Fischer. „Jede Situation hat zugleich gute und schlechte Seiten, es geht darum, worauf man sich konzentriert“, so Fischer. Man könne den Geist schulen, das Gute und die Chance in jeder Situation zu sehen. Und man könne die Selbstwirksamkeit trainieren, also den Glauben daran, dass wir selbst dazu in der Lage sind, etwas aktiv zu verbessern.

Finanzen planen

Das Jahresende ist eine Zeit, die sich geradezu anbietet, Bilanz zu ziehen und nach vorne zu schauen, auch in finanzieller Hinsicht. „In diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen“, resümiert Berater Thomas Holzknecht, „denn eine gute Finanzplanung überlässt nichts dem Zufall.“ Er rät seinen Kundinnen und Kunden, einen Kassasturz zu machen, den eigenen Konsum zu überdenken und Sparpotenziale ausfindig zu machen, zum Beispiel mithilfe eines Haushaltsbuches. „Investitionsentscheidungen wollen gut überlegt und geplant sein, wenn nötig, muss man sie auch verschieben“, rät er.

Wer Geld derzeit noch auf die hohe Kante legen kann, sollte es so anlegen, dass das Ersparte vor hoher Inflation, und damit vor Kaufkraftverlust, geschützt ist. Jedes Vermögen, und sei es noch so klein, kann gewinnbringend veranlagt werden, wobei die zeitliche Komponente eine wichtige Rolle spielt. „Auch mit kleinen monatlichen Beträgen kann ein Sparer breit gestreut am Finanzmarktgeschehen teilnehmen und über die Jahre beachtliche Rücklagen aufbauen“, sagt Holzknecht. Auch für die finanzielle Altersvorsorge kann in jungen Jahren mit kleinen Beträgen viel bewirkt werden, steuerliche Vorteile erhöhen dabei die Renditechancen.

„In Sachen Finanzen sollte man nichts dem Zufall überlassen“

Privatkundenberater Thomas Holzknecht rät, bei den Finanzen – trotz der Krise – einen kühlen Kopf zu bewahren.