Ausgabe 03/21 -

Finanzen & Partnerschaft – Unsere Liebe, unser Geld

Geld und Gefühle – zwei Bereiche, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten. Dabei ist das Finanzielle in einer Beziehung wichtig und muss auch besprochen werden.

Foto: stock adobe

Die Generation unserer Eltern oder Großeltern lebte meist in patriarchalischen Versorgungsgemeinschaften. Der Mann verdiente das Geld, die Frau kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Die Frau war vom Mann finanziell abhängig, eine Trennung allein deshalb kaum möglich. Heutzutage sind meist beide Partner berufstätig, finanziell unabhängiger, man denkt individueller. Und dennoch: Die Finanzen als Paar, und besonders als Familie, klar zu regeln, ist nicht immer einfach.

„Geld ist ein Tabuthema, auch in vielen Partnerschaften“, bedauert Oliver Sparber. Er ist Psychologe und Psychotherapeut und arbeitet bei der Familienberatungsstelle fabe. 30 Mitarbeiter an fünf Standorten in Südtirol kümmern sich um alle Fragen rund um Familie und Partnerschaft. Oft geht es dabei ums Geld: „Über Geld spricht man nicht, es ist zum Haare raufen.“ Denn offenes Reden über Geld wäre schon die halbe Lösung. „Manche Frauen wissen gar nicht, wie viel der Mann verdient oder was er besitzt“, sagt Sparber.


Nicht jeder fühlt und denkt gleich

Solche Geheimniskrämerei ums Geld ist zwar nicht die Regel, aber Sparber erlebt oft, dass Finanzfragen nicht offen genug diskutiert werden. Am Anfang einer Beziehung, im Rausch der Verliebtheit, ist Geld oft Nebensache. Die Bedeutung der Finanzen nimmt aber mit der Verbindlichkeit von Beziehungen zu. Mit Wohnungskauf, gemeinsamen Kindern oder Heirat steigt die Verantwortung und es kommen auch gesetzliche Bestimmungen hinzu. Spätestens dann sollten finanzielle Dinge klar geregelt sein und nicht einfach dem Lauf der Dinge überlassen werden. „Wer sich als Paar davor scheut oder auftauchende Probleme kleinredet, läuft Gefahr, dass Geld irgendwann zum Streitthema wird. Immerhin ist Geld der dritthäufigste Trennungsgrund“, weiß Paarberater Sparber zu berichten.

Kein Wunder, bieten Finanzen doch gleich mehrere potenzielle Konfliktpunkte, die Beziehungen belasten oder zerstören können. Wer trägt wieviel zum Haushaltseinkommen bei? Und wer zahlt was? Das Thema ist trocken, aber emotional besetzt. Jeder Mensch „zahlt“ laut Sparber in eine Beziehung ein, finanziell, aber auch emotional. Wenn man den Eindruck hat, man bekommt dafür zu wenig zurück, ist die Krise vorprogrammiert. Nicht selten setzt der Partner andere Prioritäten. Für den einen ist etwa die finanzielle Absicherung in der Zukunft wichtiger, für den anderen der Urlaub oder das neue Auto. Es gibt Sparsame und Verschwender, Vorsichtige und Risikofreudige. Je unterschiedlicher zwei Menschen mit Geld umgehen, desto schwieriger wird es, eine gemeinsame Linie zu finden. Wenn ernsthafte Geldprobleme auftreten, verstärken sich die Spannungen weiter.

Gleichberechtigte Paare teilen sich Erwerbsarbeit und Haushalt.

Paar kocht gemeinsam

Darüber reden ist das A und O

„Der erste wichtige Schritt ist, Geld und Geldkonflikte offen anzusprechen“, meint Paarberater Sparber. Zuerst müsse jeder für sich reflektieren, was ihr oder ihm wichtig ist, worauf man nicht verzichten will. Danach kann man in eine offene Diskussion gehen, nach Lösungen suchen und Kompromisse finden. Prioritäten sollten gemeinsam festgelegt und größere Ausgaben diskutiert werden. Wichtig ist es auch, sich frühzeitig über die rechtliche Situation einer Partnerschaft, ob mit oder ohne Trauschein, zu informieren.

„Wenn reden nicht mehr geht, dann kommt zu uns“, rät Sparber. Die Familienberatungsstelle fabe bietet Paarberatung inklusive Rechtsberatung, ist aber keine auf Finanzfragen spezialisierte Wirtschaftsberatung. Immerhin, betont Sparber, steige die Bereitschaft, sich bei Schwierigkeiten helfen zu lassen. Das Thema ist nicht mehr so schambehaftet wie früher.


Finanzielle Verantwortung – fairer Austausch

Larissa Thaler ist Kundenberaterin in der Raiffeisenkasse Wipptal. Laut ihrer Erfahrung gehen Paare mit dem Thema Finanzen heutzutage recht offen um. Viele haben gemeinsame Pläne und Wünsche und sind sich bewusst, dass diese auch nur gemeinsam verwirklicht werden können. Bei jungen Paaren geht es oft um die Finanzierung der ersten Wohnung, die Kontoführung oder die passende Versicherung. „Mir ist es wichtig, auf die individuellen Wünsche meiner Kunden einzugehen und ihnen Lösungen aufzuzeigen, wie sie diese verwirklichen können. Klar geht es hier oft auch um heikle und sehr persönliche Fragen. Aber die Gespräche verlaufen offen und ehrlich, man kennt sich und vertraut sich“, unterstreicht Thaler.

Ganz besonders wichtig ist es ihr bei Paaren, das Bewusstsein für die gleichberechtigte Altersvorsorge zu schaffen. Denn trotz Emanzipation sind es meist die Frauen, die sich um die Kindererziehung kümmern, beruflich zurückstecken und auf zukünftige Rentenansprüche verzichten. Während dieser Zeit ist es ratsam, dass der voll berufstätige Partner – meistens der Mann – für die Rente der Frau miteinzahlt. Auch in Sachen Vorsorge und Risikoschutz sollte man rechtliche Bestimmungen und finanzielle Risiken im Blick haben. Beispielsweise haben moderne Familienkonstellationen wie unverheiratete Paare, Patchwork-Familien ohne Trauschein usw. keinerlei Ansprüche auf eine Hinterbliebenenrente, was fatale Folgen haben kann. Viele wissen das nicht. Manche verdrängen es.

„Finanzielle Verantwortung für den eigenen und den gemeinsamen Lebenslauf übernehmen, ist gefragt“, resümiert Thaler. Das eine schließe das andere nicht aus. Sich dabei unterstützen lassen, ist wichtig. Dann kann man eine gute Lösung für beide Partner sowie die Familie finden und Konflikte im Vorhinein vermeiden. Denn das neue Auto oder die Überziehung des Kreditrahmens sind keine Ehekrise wert.

BERATUNG – Von Anfang an klare Verhältnisse schaffen

Larissa Thaler, Kundenberaterin in der Raiffeisenkasse Wipptal, rät Paaren zu Offenheit bei den Finanzen.

Frau Thaler, wann kommen Paare zu Ihnen?

Paare kommen vielfach wegen einer Finanzierung eines Eigenheims zu uns. Dabei ist es äußerst wichtig, über die gegenseitige Absicherung in Form von Versicherungen zu sprechen, um im Falle unvorhergesehener Ereignisse für die Familie vorzusorgen.

Manche Paare behalten ihre privaten Konten, manche führen ein weiteres Haushaltskonto, andere legen alles zusammen. Was raten Sie?

Wir raten jedem, sein eigenes Gehaltskonto zu behalten, um bei Trennungen oder Todesfall Probleme zu vermeiden. Gemeinsame Konten können im Rahmen einer Eigenheimfinanzierung von Vorteil sein. Sobald die Landesbeiträge eintreffen, wird das gemeinsame Konto häufig wieder gelöscht. In einigen Fällen wird dieses auch als reines Haushaltskonto gehalten, welches von beiden Partnern mit einer monatlichen Gutschrift gespeist wird, um gemeinsame Ausgaben wie Strom, Kindergarten, Lebensmittel u.a. zu begleichen.

Meist sind es die Frauen, die Auszeiten für die Kindererziehung und die Pflege von Angehörigen nehmen und danach eine niedrigere Rente haben.

Die Altersvorsorge für Frauen ist ein wichtiges Thema. Eine drohende Lücke bei der Rentenvorsorge kann mit dem Aufbau einer privaten Zusatzrente über den Raiffeisen Offenen Pensionsfonds abgefedert werden. Hier kann individuell, je nach Möglichkeit, eingezahlt werden.

 

Geld gilt in der Partnerschaft oft als Tabuthema …

Wenn Partner den gemeinsamen Ausgaben auch gemeinsam nachkommen, ist Geld kaum ein Tabuthema. Auch bei getrennten Konten haben die Partner sehr oft die gegenseitige Zeichnungsberechtigung. Es gibt aber auch Kunden, welche nicht wollen, dass der Partner zeichnungsberechtigt ist.

 

Was raten Sie Paaren, damit das Geld nicht zum Problem wird?

Wichtig ist von Anfang an klar zu vereinbaren, wie die Ausgaben der Familie bestritten werden. Offenheit und eine gute Finanzplanung können viele Konflikte im Vorhinein verhindern.