Im Gespräch mit Georg Oberhollenzer

Herr Oberhollenzer, bitte vervoll­ständigen Sie den folgenden Satz: Die Raiffeisenkasse Bruneck ist heute …

Georg Oberhollenzer: … ein Leuchtturm unter den Genossenschaftsbanken in Südtirol. Zu unserem 50-jährigen Jubiläum können wir mit Stolz behaupten, nicht nur die größte Genossenschaftsbank in Südtirol zu sein, sondern auch eine mit bedeutender Strahlkraft – weit über die Landesgrenzen hinaus. Begründet durch unsere Vision, die gelebten Werte und unsere Art, wie wir genossenschaftliches Banking betreiben.

Die Raiffeisenkasse Bruneck feiert heuer ihren 50. Geburtstag. Können Sie uns kurz die wichtigsten Meilensteine ihrer Geschichte nennen?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Raiffeisenkasse Bruneck eigentlich viel älter als 50 Jahre ist. Schon um 1900 gab es im Tätigkeitsgebiet Spar- und Darlehenskassenvereine. Unsere Wurzeln liegen in Pfalzen, wo die Raiffeisenkasse 1892 gegründet wurde. Die Raiffeisenkasse Bruneck entstand im Jahr 1973 aus der Fusion der drei Raiffeisenkassen Pfalzen, Rasen, und St. Lorenzen. Die Eröffnung von zehn Filialen im Laufe der Jahre sowie der Bau des Hauptsitzes im Zentrum von Bruneck waren wichtige Meilensteine, die uns den Weg für den heutigen Erfolg geebnet haben.

Was zeichnet die Raiffeisenkasse Bruneck besonders aus?

Die Nähe zu den Menschen und unsere enge Beziehung zur örtlichen Gemeinschaft. Ich sage immer: Dort, wo im Dorf die Kirche und das Gasthaus sind, ist die „Raika“ nicht weit. Das ist ein schönes Bild und wir arbeiten als lokale Genossenschaftsbank daran, dieses aufrechtzuerhalten. Mit unserem Handeln wollen wir einen Mehrwert in das Leben der Menschen und Unternehmen im mittleren Pustertal bringen. Wir stellen immer den Menschen in den Mittelpunkt – und das ist spürbar.

Ist der Genossenschaftsgedanke heute noch aktuell?

Der Genossenschaftsgedanke ist moderner als je zuvor. Wir arbeiten in einem lokalen Kreislauf, verwalten Einlagen und vergeben Kredite an die Menschen in unserem Tätigkeitsgebiet. Als Genossenschaftsbank wirtschaften wir umsichtig, aber nicht primär mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. Das ist der wesentliche Unterschied zu anderen Bankinstituten. Unser Auftrag ist es, die örtliche Gemeinschaft zu fördern. Das erlaubt uns, unsere Kund*innen „genossen­schaftlich“ zu beraten und ihre Bedürfnisse, unabhängig von Provisionen, in den Mittelpunkt zu stellen.

Ist auch die Mitgliedschaft in der Raiffeisenkasse noch bedeutend?

Die Mitgliedschaft in einer Raiffeisenkasse ist ein Ausdruck der Verbundenheit mit der örtlichen Gemeinschaft und für Mitglieder, eine Möglichkeit, Zukunft mitzugestalten. Die Mitglieder wählen die Gremien der Bank und genießen viele Vorteile. Wir erleben eine starke Nachfrage von Mitgliedschaften, vor allem von jungen Menschen. Ihr großes Nachhaltigkeitsbewusstsein hat auch die genossenschaftlichen Werte wieder modern gemacht, die nachhaltiger nicht sein könnten.

Das Jubiläumsjahr wird gebührend gefeiert. Was ist bereits erfolgt und was geplant?

Unser Jubiläumsjahr haben wir mit einer Veranstaltungsreihe für Mitglieder eingeläutet: Im gesamten März waren wir in unseren Gemeinden und haben die jeweiligen Mitglieder zu einem kulinarischen Abend mit „Puschtra“ Köstlichkeiten eingeladen. Dort haben wir als Überraschung verkündet, dass jede Gemeinde unseres Tätigkeitsgebietes 50.000 Euro für gemeinnützige Zwecke erhält. In Summe sind das 350.000 Euro! Im Juni haben wir ein tolles Mitarbeiterfest in Antholz organisiert, mit einer gemeinsamen Wanderung und anschließender Feier für die Familien der Mitarbeiter*innen. Gerade erst hat der Höhepunkt der Feierlichkeiten stattgefunden: Die feierliche Eröffnung des Raiffeisenplatzes mit der Raiffeisen Passage und dem Museum MMM Torre direkt vor unserem Hauptsitz. Über 500 Kund*innen hatten dabei die Möglichkeit, die neuen Räumlichkeiten – aufwendig inszeniert – zu besichtigen.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wo steht die Bank morgen? Was sind die größten Herausforderungen?

Wir arbeiten heute mit dem Vorsatz, eine „enkeltaugliche“ Zukunft zu gestalten. Dieser Vorsatz ist groß gedacht, denn wir sind davon überzeugt, dass unsere Leistungen einen nachhaltigen Nutzen für die Menschen und Unternehmen im mittleren Pustertal bringen. Und das nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in gesellschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht. Wir wollen unsere Genossenschaft in die Zukunft bringen und dabei unseren Kund*innen die technischen Voraussetzungen und digitalen Möglichkeiten der modernen Bankenwelt bieten.

Was ist Ihre Inspiration im Arbeitsleben und an welchen Werten haben Sie immer festgehalten?

Mich inspiriert es, täglich in einer Genossenschaft zu arbeiten, die sich am Wohl der Menschen orientiert und einen echten Mehrwert im Tätigkeitsgebiet generiert. Ich darf seit 30 Jahren meinen Beitrag zum Erfolg der Raiffeisenkasse Bruneck beitragen und habe mir deren Werte zu eigen gemacht: Vertrauen, Verantwortung, Wertschätzung, Ehrlichkeit und daraus resultierend Begeisterung. Darüber hinaus glaube ich an das Glück des Tüchtigen, das sich mir immer wieder in glücklichen, manchmal wunderbaren, Fügungen offenbart.

Weitere Banken, die vor 50 Jahren gegründet wurden:

Raiffeisenkasse Hochpustertal, Raiffeisenkasse Tauferer-Ahrntal, Raiffeisenkasse Eisacktal, Raiffeisenkasse Passeier und die Raiffeisen Landesbank Südtirol