Ausgabe 01/23 -

Energie und Geld sparen

Wer in diesem Winter seine Strom- oder Gasrechnung anschaut, sollte sich zuerst hinsetzen: bei den Summen kann einem schon schwindelig werden. Dabei gibt es eine Vielzahl an einfachen Möglichkeiten, wie sich Energie einsparen lässt.

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Willkommen neues Jahr, willkommen alte Sorgen. Die Inflation hält sich in lichten Höhen. Die Heizungen bleiben in diesem Winter zwar nicht wie befürchtet kalt, aber die Kosten für die Wärme sind ausnehmend hoch. Da liegt es an jedem Einzelnen Energie – und damit Geld – zu sparen. Möglichkeiten dafür gibt es genug.

Bewusster Energiekonsum

Ulrich Klammsteiner ist Physiker und technischer Direktor der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus und in diesen kalten Monaten landauf, landab im Einsatz, um über das Thema Energiesparen zu informieren. „Viel lässt sich schon durch verändertes Verhalten erreichen“, sagt er.

 

Die Energie beim Duschen zum Beispiel „kostet“ mindestens einen Eurocent pro Liter Warmwasser. Eine Standardduschbrause verbraucht circa 10 Liter Warmwasser pro Minute, das macht also 10 Eurocent. „Durch kurzes Duschen kann man jedes Mal einen Euro einsparen“, sagt Klammsteiner, „das kann bei einer Familie im Jahr weit über 100 Euro ausmachen.“ Mit wassersparenden Armaturen ist die Einsparung noch höher, sie hängt auch davon ab, mit welchem Energieträger das Warmwasser aufbereitet wird. Eine Verringerung der Innentemperatur von einem Grad kann im Altbau 5 bis 7 Prozent Heizkosteneinsparung bringen, im Neubau

bis zu 10 Prozent. Wie viel das dann in Euro umgerechnet ausmacht, hängt von der Gebäudeart (Neu- oder Altbau, Einfamilienhaus oder Kondominium) und den Energieträgern (Gas, Öl, Holz, Pellets) ab.Um Strom zu sparen, kann man entweder die Energiefresser ganz ausschalten oder neue Geräte anschaffen. Energieeffiziente Haushaltsgeräte erzielen eine Einsparung von 80 bis 100 kWh pro Jahr und Gerät. Bei einer Neuanschaffung sollte man die Kosten-Nutzen-Rechnung mitberücksichtigen.

Auch die Politik hat die Brisanz des Themas erkannt und schnürt Hilfspakete, um Einkommensschwachen unter die Arme zu greifen: Bürgerinnen und Bürger mit einem ISEE-Wert unter 40.000 Euro können zum Beispiel beim Land Südtirol um einen „Entlastungsbonus“ in Höhe von 500 Euro pro Haushalt ansuchen, auch das Familiengeld wurde erhöht. Die italienische Regierung Italien gewährt den „bonus bollette“ für Haushalte mit geringem ISEE-Wert. Einige Stromanbieter kommen von sich aus den Kunden entgegen.

Bereits die Umrüstung auf LED-Lampen hilft beim Stromsparen.

Sparen durch Sanierung

All das deckt aber nur einen kleinen Teil der Preissteigerungen bei Strom, Gas, Öl und Brennholz. Um wirklich viel zu sparen, kommt man um eine Gebäude­sanierung nicht herum. Doch diese ist auch eine Kostenfrage. Lohnt sich der Aufwand? Klammsteiner empfiehlt, Prioritäten zu setzen und zu hinterfragen: Welche Gebäudekomponenten sind nicht mehr „energiefit“? Zieht es durch die Fenster, beschlagen sie und es entsteht Schimmel? Ist die Heizanlage schon mehrmals ausgefallen oder hat sie einen Wirkungsgrad unter 90 Prozent? Dann sei es angebracht, einen Energieberater zu konsultieren und sich nach möglichen Förderungen zu erkundigen. Dann lohne sich der Aufwand bald, sagt Klammsteiner: „Ein Gebäude energetisch zu verbessern zahlt sich immer aus, die Investition rechnet sich durch Förder­ungen und geringere Energiekosten in fast allen Fällen innerhalb von zehn Jahren. Wenn man den Wohnkomfort betrachtet, rechnet sich der Aufwand sofort.“

Welcher Energieträger?

Eine zentrale Frage, die sich viele Menschen vor einem geplanten Neubau oder einer Sanierung stellen, ist die nach dem geeigneten Energieträger. Klammsteiner empfiehlt jedoch andere Prioritäten: „Wichtig ist vor allem, weniger Energie zu verbrauchen. Bei der Sanierungzählt jeder Zentimeter Dämmung.“ Danach solle man sich den Autarkiegrad ansehen, also wie viel Energie kann das Gebäude selbst produzieren, beispiels-weise durch eine thermische Solaranlage oder Photovoltaik. Wie viel Energie benötigt man noch zusätzlich zur Sonnenenergie? Wie hoch ist der Kostenaufwand für Planung, Installation, Betrieb und Wartung der Anlage? „Erst zum Schluss kommt der Energie- träger ins Spiel“, sagt Klammsteiner. „Es gibt im Neubau einen starken Trend zur Wärmepumpe mit Strom als Energieträger. Bei der Sanierung hoffe ich, dass Ölkessel durch Biomasse-Heizungen oder zumindest durch Gasheizungen, auch in Kombination mit Wärmepumpen, abgelöst werden.“

Krise als Chance

Bei all den Sorgen, welche die Energie- preise zu Recht verursachen, steckt darin aber auch eine Chance. Die Transformation der Energieversorgung von Kohle, Öl und Gas hin zu erneuerbaren Energien wurde oft angekündigt, kam bislang aber nur langsam voran. Könnte die aktuelle Energie- und Kostenkrise der nötige Anlass sein, hier endlich schneller zu werden? Nach dem Motto, jetzt die Zähne zusammenbeißen und schaffen, was sonst viel länger gedauert hätte und sowieso nötig gewesen wäre? „Diese Krise hat sicher sehr viele Vorgänge beschleunigt, die in den letzten Jahren eingeschlafen sind“, sagt Ulrich Klammsteiner. „Obwohl in Südtirol der Energiebedarf im Gebäudebereich zu einem sehr hohen Anteil durch erneuerbare Quellen abgedeckt werden könnte, waren diese durch den sehr niedrigen Gaspreis in manchen Gebieten nicht immer die finanziell günstigste Lösung. Das hat sich jetzt grundlegend geändert.“

 „Das Nutzerverhalten ist ausschlaggebend“

Ulrich Klammsteiner ist technischer Direktor bei der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus. Er hat viele Tipps, wie sich der Energieverbrauch im Haushalt einfach einschränken lässt. Energieeffizienz wird zur Zukunftsaufgabe und er warnt vor Schnellschüssen.

Herr Klammsteiner, Sie stehen im Bereich Energiesparen an vorderster Front. Wie erleben Sie die Menschen, die zu Ihnen kommen, nach all den Jahren, in denen Energie preiswert und vermeintlich unbeschränkt zur Verfügung stand? 
Ulrich Klammsteiner: Sehr unterschiedlich. Personen, die in einem neuen oder gut sanierten KlimaHaus wohnen, sind mitunter sehr gelassen, wobei dort der Warmwasser- und Strombedarf immer ausschlaggebender wird. Bei Personen, die in nicht sanierten Gebäuden wohnen, macht sich schon ein gewisses Unbehagen breit. Im Hotelbereich ist das Thema Energie recht akut. Allen ist mittlerweile klar, dass man nicht einfach zu einem preiswerteren Energieträger wechseln kann, sondern dass Energieeffizienz ausschlaggebend ist. Dies wird uns in allen Bereichen sehr lange begleiten.

 

Was kann jeder ohne großen Aufwand im Haushalt machen, um Energie zu sparen und dementsprechend die Kosten zu senken?
Das Nutzerverhalten ist ausschlaggebend für den Energieverbrauch eines Haushalts.

Mit einer Optimierung des Heizprofils durch gezielte Senkung der Heiztemperatur, Nachtabsenkung und Anpassung der Heizkurve kann Energie eingespart werden. Große Einsparungen gibt es auch beim Warmwasserverbrauch.

 

Auch die Strompreise sind stark gestiegen …

Beim Strom gibt es bis auf das Ausschalten von elektrischen Geräten und der Beleuchtung wenig Möglichkeiten, viel zu sparen. Den effizienten Gebrauch von Spülmaschine und Waschmaschine sollte man beibehalten, da auch beim Waschen und Spülen mit Hand viel Warmwasser verbraucht wird.

 

Was sollte man unbedingt bei Sanierungen der Heizanlage oder der Hausdämmung bedenken?

Grundsätzlich gilt: Erst messen, dann handeln! Man sollte nicht unüberlegte Entscheidungen treffen, sondern sorgfältig abklären, wo Handeln nötig ist und eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen. Das Thema ist komplex und bedarf oft des Rates eines Experten.


 Eine niedrigere Raumtemperatur schont den Geldbeutel.

Energie sparen durch niedrigere Raumtemperatur

Energie-Spartipps für den Haushalt

Heizung

  • Raumtemperatur reduzieren
  • Verwendung von Raumthermostaten mit Zeitsteuerung für Tag-/Nachtbetrieb, Wochenendprogramm und Ferienbetrieb, Heizzeiten regelmäßig anpassen
  • Keine gekippten Fenster bei gleichzeitigem Heizen, Quer- und Stoßlüften statt kippen
  • Heizkörper nicht durch Möbel oder Vorhänge verdecken, Reflexionsfolie hinter Heizkörper anbringen
  • Wenig genutzte Räume (Türen schließen, sonst Schimmelgefahr!) nur auf Frostschutz (5 °C) beheizen

Warmwasser

  • Wasser kürzer laufen lassen
  • Duschen statt baden
  • Wasserspar-Armaturen (vor allem Sparduschköpfe) einbauen
  • Absenken der Warmwassertemperatur im Speicher auf 55 bis 60°C (Achtung, niedrigere Temperaturen erhöhen die Gefahr der Legionellenbildung)
  • Warmwasserzirkulationspumpen: Betriebsdauer über Nacht so weit als zulässig abschalten

Strom sparen

  • Elektrogeräte im Standby-Modus abschalten, ausschaltbare Steckerleisten verwenden
  • Laptop oder Tablet statt PC. Drucker, Modem & Co. nur bei Bedarf einschalten
  • Kühlschrankdichtungen prüfen. Gefrierfach enteisen. Temperaturen von Kühlschränken (6 °C) und Gefrierschränken (-18 °C) prüfen
  • Nur voll beladene Waschmaschine einschalten, oft reicht eine Temperatur von 30 bis 40 °C
  • Von Glüh- und Halogenlampen auf LEDs umrüsten
  • Licht abdrehen, sofern nicht unbedingt notwendig
  • Alte Haushaltsgeräte (wenn diese nicht mehr funktionstüchtig sind) durch die energieeffizientesten Produkte ersetzen