Ausgabe 02/22 -

Den Wirtschaftskreislauf stärken

Die Raiffeisenkassen sind fest in ihrem Tätigkeitsgebiet verankert. Die Zukunft der Lebensqualität vor Ort betrifft sie direkt. Deswegen übernehmen sie gerne Verantwortung dafür und gestalten mit ihren Partnern lokale Zukunftsprojekte mit.

Foto: Patrick Schwienbacher

So wie jenes der Brüder Puff. Markus (33) und Thomas (30) sind am Pitznerhof in Kardaun aufgewachsen. Es gab einen Buschenschank, ein Teil der Trauben wurde zu einem Hauswein vergoren, der Rest an die Kellereigenossenschaft geliefert. Ein typischer Südtiroler Weinhof eben. Solange der Vater aktiv war, gab es für die beiden aber nicht genug zu tun. Markus studierte Weinbau und Kellerwirtschaft und arbeitete in einem Großbetrieb an der Herstellung von Säften und Pürees, Thomas war (und ist) Lagerverantwortlicher bei einem Industriebetrieb. 

2014 begannen die beiden, mehr aus Jux, Wein zu machen. Sie nahmen einen ersten Kredit auf, um den nötigen Maschinenpark und Weintanks anzuschaffen. Der Wein wurde immer besser, aber nun fehlte der Platz, um die Produktion zu steigern. „Wir mussten uns entscheiden: bleibt es ein Hobby, oder wollen wir die Arbeit professionalisieren, um irgendwann davon leben zu können?“, sagt Markus Puff. Es sollte nicht beim Hobby bleiben. 2018 begann die Planung für eine grundlegende Sanierung des Hofs, 2019 und 2020 wurde dann gebaut. Es entstanden neue Produktionsräume sowie Lager und eine Wohnung für Markus, aus dem früheren Stall wurden drei Appartements und der Verkostungsraum, es gibt eine Sauna und ein Schwimmbad mit Bar.


Die Mitgliederförderung als Auftrag

Das nötige Kleingeld für diese große Investition hatten die Brüder nicht. Der Weinhandel ist ein schwieriges Geschäft, die Konkurrenz groß und bevor man den ersten Wein verkaufen kann, muss man erst mal einige Jahre in Vorleistung gehen. Die Corona-Pandemie erschwerte zusätzlich die Situation. Also wandten sie sich an die Raiffeisenkasse Schlern-Rosengarten. Der Kreditantrag landete auf dem Schreibtisch von Bankdirektorin Martina Krechel. „Es macht mir Freude zu sehen, dass junge Leute sich etwas trauen, und wir unterstützen das gern“, sagt Krechel und unterstreicht: „Eine Raiffeisenkasse hat nicht den Auftrag, für Investoren oder Aktionäre möglichst schnell hohe Gewinne zu erzielen. Ihre Aufgabe ist es, die Mitglieder bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen und ihre Existenz langfristig zu sichern.“

Pitznerhof in Kardaun

Markt- und Kundennähe

Gesetzlich sind die Raiffeisenkassen verpflichtet, mindestens 50 Prozent ihres Risikogeschäftes mit ihren Mitgliedern zu tätigen, nur 5 Prozent der Kredite dürfen außerhalb des Tätigkeitsgebietes vergeben werden. Das Einkommen, das im Geschäftsgebiet generiert wird und der Raiffeisenkasse als Einlagen zufließt, gibt die Bank als Kredite an die Bevölkerung und heimische Betriebe weiter. Das Geld wird dort investiert, wo es verdient wird. Betriebe schaffen wiederum Arbeitsplätze und Einkommen. So entsteht ein lokaler Wertschöpfungskreislauf, von dem alle profitieren. Markt- und Kundennähe spielen dabei eine große Rolle. Von dieser ist auch Markus Puff überzeugt. Die Zusammenarbeit mit der Bank nennt er gut und vertrauensvoll, die Mitarbeiter seien sehr professionell und disponibel. „Die Bank hat von uns immer realistische Kennzahlen und Fünfjahrespläne verlangt. Das tut sie natürlich auch im Eigeninteresse, die Bank geht ja mit der Kreditvergabe ein Risiko ein, aber das hat uns auch als Betrieb weitergeholfen.“ Die Raiffeisenkasse habe auch bei betrieblichen Entscheidungen im familiären Umfeld vermittelt. „Es hat auch zwischenmenschlich gepasst, man fühlt sich wohl, man wird gut behandelt, ich habe das bei anderen Banken auch schon anders erlebt“, sagt Markus Puff. „Der günstigste Kredit war es am Ende nicht“, gibt Puff zu, „aber das Gesamtpaket hat gepasst, das gab den Ausschlag“.

Gesellschaftliche Verantwortung

Zum Gesamtpaket Raiffeisenkasse Schlern-Rosengarten gehört auch die soziale Verantwortung. „Es gehört zu unserem Förderauftrag, für die Vereine da zu sein“, meint Martina Krechel. „Dabei geht es um finanzielle Unterstützung, aber nicht nur. Viele Vereine legen großen Wert auf den persönlichen Kontakt und den Austausch. Das freut uns und befruchtet uns gegenseitig.“ Landesweit unterstützen die 39 Raiffeisenkassen jährlich eine Vielzahl an Vereinen, Projekten und gemeinnützigen Organisationen mit mehreren Millionen Euro. Davon profitieren dann wieder die Bürger und Unternehmer. 

Nicht nur am Pitznerhof wird investiert, auch die Raiffeisenkasse Schlern-Rosengarten geht neue, unkonventionelle Wege. Eine der Filialen stand vor dem Aus, weil sie wenig Schalterverkehr hatte. Anstatt sie zu schließen, entschied man sich, diese umzubauen und nach dem Umbau eine Bäckerei als Untermieter, natürlich räumlich abgetrennt, aufzunehmen. „Die Zusammenarbeit ist die beste Lösung für beide Seiten“, sagt Direktorin Krechel. „In einer unserer Filialen ist sogar eine Tierarztpraxis untergebracht, in einer anderen ein Musikraum für einen Verein.“ Man wolle Beständigkeit und Modernisierung vereinen.  „Nachhaltigkeit ist heutzutage ja in aller Munde, aber ich behaupte, wir waren immer schon nachhaltig“, betont Krechel. „Wir versuchen, lokal einzukaufen, bei Mitgliedern und Kunden, und Handwerker aus dem Ort zu beschäftigen. Ethical Banking ist ein weiteres wichtiges Angebot.“


Heute produzieren die Brüder Puff rund 40.000 Flaschen Wein pro Jahr. Noch können die Brüder Puff nicht vom Wein leben, beide arbeiten auch noch in ihren alten Berufen. Aber sie blicken zuversichtlich in die Zukunft. Der Direktverkauf funktioniert, der Vertrieb an Hotellerie und Gastronomie ebenso, der Export zieht an und die Appartements sind fortlaufend gut gebucht. Es sieht so aus, als wäre der Umbau für beide Seiten, Bank und Unternehmer, ein gutes Geschäft.

FÖRDERUNG IN VIELEN FACETTEN – Für Land und Leute da sein 

Die Raiffeisenkasse vor Ort ist ein wichtiger Akteur im Wirtschaftskreislauf, sagt Martina Krechel – Direktorin der Raiffeisenkasse Schlern-Rosengarten.

Frau Krechel, was ist die Kernaufgabe einer Raiffeisenkasse?

Martina Krechel: Die Kernaufgabe liegt in der Erfüllung des statutarischen Förderauftrages. Es geht um die Kundenbeziehung von Geburt bis ins Rentenalter, die Förderungen im Tätigkeitsgebiet, ganz einfach darum, da zu sein für die Menschen, für Mitarbeiter, Kunden und die Bevölkerung. Wir beraten und betreuen Privat- und Firmenkunden in jeder Lebens- bzw. Betriebsphase und bieten ihnen die finanziellen Lösungen, die sie brauchen. 

 

Die Raiffeisenkasse fördert den örtlichen Wirtschaftskreislauf. Wie geschieht das in der Praxis? 

Die Einlagen unserer Kunden und Mitglieder verwenden wir, um zum Beispiel den privaten Wohnbau, betriebliche Investitionen, Bauprojekte usw. in den Gemeinden unseres Einzugsgebietes zu finanzieren. Damit sind die Unternehmen imstande, die Beschäftigung aufrechtzuerhalten, was wiederum den Konsum garantiert. 

Was zeichnet Genossenschaftsbanken, im Gegensatz zu anderen Banken, aus?

Ein großer Unterschied ist die Nähe zum Kunden. Mit Nähe werben auch andere, aber bei uns gibt es sie wirklich. Wir sind vor Ort tätig, mit Sitz und Filialen. Dadurch kennen wir unsere Kunden sehr gut und entscheiden nicht nur aufgrund von Zahlen auf dem Papier. Unsere 65 Mitarbeiter kommen vorwiegend aus dem Tätigkeitsgebiet und schaffen das nötige Vertrauen bei den Kunden. 

 

Wie steht es um die Förderung des Gemeinwohls?

Das liegt uns besonders am Herzen. Wir fühlen uns verantwortlich für die Entwicklung des Lebensraumes, wir sehen darin nicht nur ein Geschäft. Entsprechend unterstützen wir viele Vereine und Projekte finanziell und ideell. Wir sind mit den Menschen, die hier leben und arbeiten, eng verbunden und setzen uns dafür ein, die Lebensqualität vor Ort weiter zu verbessern.