Ausgabe 01/21 -

Berufseinstieg & Finanzen – In den Startlöchern

Geld allein macht nicht glücklich, aber wenn die Finanzen nicht stimmen, kann das Leben ganz schön holprig verlaufen. Ein guter Finanzplan sollte deshalb so früh wie möglich ein fester Bestandteil der eigenen Lebensplanung werden. Denn nichts im Leben schenkt so viel Freiheit wie wirtschaftliche Unabhängigkeit.

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Endlich Ausbildung und Studium fertig, endlich einen Job, endlich eigenes Geld und nicht auf das Taschengeld der Eltern angewiesen sein. Der Einstieg ins Berufsleben ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Erwachsenwerdens. Aber die Verlockungen sind groß: neues Mobiltelefon, Wochenendtrip, cooles Auto. Da ist das Gehalt schneller verbraucht, als neues nachkommt. Mit dem Einstieg in die „Erwachsenenwelt“ steigt jedoch auch die Verantwortung, für sich selbst und irgendwann mal vielleicht auch für die Familie.

Auf Nummer sicher gehen

An die Pension denken, für Notfälle etwas zur Seite legen, Haus und Leben versichern. Laaangweilig! Aber notwendig. Geht es um die Auto- oder Motorradversicherung, kommen die Jugendlichen verlässlich in die Bank. Es besteht Konsens, dass es diese Versicherung braucht. Geht es um die private Haftpflichtversicherung, ist die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, schon geringer. Dabei ist sie dringend nötig: Solange die jungen Leute daheim wohnen und auf dem Familienbogen aufscheinen, sind sie in der Regel mitversichert. Sobald sie ausziehen, müssen sie sich selbst darum kümmern.
„Ich verstehe schon, dass man mit zwanzig Jahren unbeschwert ist und deshalb die eigene Vorsorge und Risikoabsicherung kaum eine Rolle spielen“, meint Finanzberater Markus Pretto vom Raiffeisen Versicherungsdienst. „Aber auch Jugendliche erleiden Unfälle oder können mit Schadenersatzforderungen oder einer schweren Krankheit konfrontiert werden.“


Gute Beratung – das Um und Auf

Die Genossenschaftliche Beratung hilft bei der Planung der finanziellen Zukunft und richtigen Absicherung weiter. Speziell geschulte Berater analysieren die Lebens- und Finanzsituation des Kunden und unterstützen ihn bei der Verwirklichung seiner Lebensziele. Dabei wird geprüft, ob existenzielle Risiken durch unvorhersehbare Ereignisse oder Schicksalsschläge abgedeckt sind und wie eine private Altersvorsorge aufgebaut werden kann. „Bei der Genossenschaftlichen Beratung stehen nicht einzelne Produkte im Mittelpunkt, sondern der Kunde“, betont Andreas Peer, Kundenberater der Raiffeisenkasse Unterland. „Wir bieten dem Kunden eine auf den Leib geschneiderte Lösung an, mit der die Ziele erreicht werden können“. Der gemeinsam erstellte Finanzplan wird mit jedem neuen Lebensabschnitt wie Jobwechsel, Wohnungskauf oder Familiengründung und den sich damit wechselnden Bedürfnissen angepasst. Die Beratung ist keine einmalige Angelegenheit, sondern Berater und Kunde setzen sich regelmäßig zusammen, und die Begleitung erfolgt oft ein Leben lang.


Versicherung und Finanzen gelten generell als mühsam und wenig unterhaltsam. Das liegt mitunter auch an der mangelnden Finanzerziehung. Die Raiffeisenkassen haben in den letzten Jahren verstärkt den Kontakt mit den Schulen gesucht und bieten umfangreiche Initiativen im Bereich der finanziellen Bildung an. Darunter fallen didaktische Unterrichtsmaterialien und kostenlose Info-Broschüren, Info-Portale, Bankbesuche, Expertenunterricht zu Finanz- und Versicherungsthemen, Projekte wie Übungsfirmen u.v.a.m. Ziel ist es, jungen Menschen den bewussten Umgang mit der Ressource Geld zu vermitteln und deren Finanzkompetenz zu erhöhen.

Den größten Einfluss auf das Finanzleben der Kinder aber haben nach wie vor die Eltern. Kinder kopieren oft den Umgang mit dem Geld von Mutter und Vater. Die ökonomische Unabhängigkeit ist in der Regel der letzte Schritt bei der Abnabelung vom Elternhaus. „Genau in diesem Moment ist es wichtig, dass Jugendlichen bewusst ist, dass sie in Sachen Geld, Konsum, aber auch Vorsorge und Absicherung, nicht allein gelassen werden und dass sie sich ohne Scheu mit ihren Fragen an einen kompetenten Ansprechpartner wenden dürfen und sollen. Das ist die größte Hürde“, sagt Pretto. Viele würden nicht an morgen denken. „Erst wenn im persönlichen Umfeld etwas passiert, wie ein Brand oder Unfall, suchen sie Rat.“

Altersvorsorge für Frauen besonders wichtig

Gerade im Hinblick auf eine private Absicherung fürs Alter ist eine frühzeitige Strategie sinnvoll. Denn Zeit ist Geld: Wer viele Jahrzehnte Zeit für den Vermögensaufbau hat, profitiert umso mehr vom Zinseszinseffekt.
Das Thema Altersvorsorge ist besonders für Frauen wichtig. Meist sind sie es, die sich auch in unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft um Kinderbetreuung und die Pflege von Familienangehörigen kümmern. Viele arbeiten deshalb in Teilzeit oder steigen für längere Zeit aus dem Berufsleben aus. Wer weniger verdient, zahlt auch weniger in die Rentenkasse ein und erhält am Ende des Berufslebens auch eine entsprechend geringere Pension.

 

Frauen sollten sich aus diesem Grund zusätzlich privat absichern, zum Beispiel über den Raiffeisen Pensionsfonds. Wenn die Frau wegen der Kinder zuhause bleibt oder in Teilzeit arbeitet, sollte der Mann/Lebenspartner für die Frau in den Fonds einzahlen. Viele Frauen sind zu selbstlos, und nicht selten ist Altersarmut die Folge.
Peer empfiehlt, sich auch über die Hilfsmaßnahmen der Region, etwa für Erziehungszeiten und Pflege, zu informieren, die auch für Freiberuflerinnen gelten.


Notgroschen beiseite legen

Mit dem Start ins Berufsleben ist das regelmäßige Sparen fast immer möglich, selbst wenn es zu Beginn vielleicht nur fünfzig Euro pro Monat sind. Durch bewussten Konsumverzicht entstehen Rücklagen, mit denen Engpässe überbrückt werden können. Als Richtwert gelten drei Monatsgehälter, damit unvorhergesehene Ausgaben, wie die neue Waschmaschine oder die Autoreparatur, keine schlaflosen Nächte bereiten. Nicht zuletzt zeigen die Lockdowns in der Coronakrise, wie schnell das Einkommen weg sein kann und wie hilfreich da ein paar Extra-Euro auf der hohen Kante sind. Spare in der Zeit (und sichere dich rechtzeitig ab), dann hast du in der Not. Diese Binsenweisheit gilt auch heute noch.

Der erste Job bedeutet finanzielle Unabhängigkeit, bringt aber auch neue Verpflichtungen mit sich.
Erster Job

GENOSSENSCHAFTLICHE BERATUNG – Eigenverantwortung ist wichtig

Kundenberater Andreas Peer rät, sich möglichst früh um Absicherung und Altersvorsorge zu kümmern. Auch mit kleinen Geldbeträgen kann man viel erreichen. Andreas Peer ist Kundenberater in der Raiffeisenkasse Unterland, zuständig für Anlageberatung und Absicherung.

Herr Peer, worum soll sich ein Berufseinsteiger zuerst kümmern – Absicherung oder Altersvorsorge?
Andreas Peer: Das hängt von der individuellen Lebenssituation ab. Beide Themen sind relevant und bereits in jungen Jahren anzugehen. Im Rahmen der Genossenschaftlichen Beratung laden wir unsere jungen Kunden zu einem umfangreichen Beratungsgespräch ein. Dabei werden verschiedene Aspekte thematisiert und besprochen, insbesondere die Haftpflichtversicherung, die Absicherung von existenziellen Risiken wie Invalidität durch Unfall oder Krankheit, der Pensionsfonds und die Sparpläne.

Ist Altersvorsorge für jeden machbar?
Ja, denn man kann die eigene Zukunft – wenn man früh beginnt – schon mit einem sehr geringen finanziellen Aufwand absichern. 20 bis 30 Euro im Monat, plus die Abfertigung. Da kommt Einiges zusammen. Man hat steuerliche Vorteile und kann weiterleben wie zuvor, ohne größere Einschränkungen.

 

Lohnt sich das Sparen überhaupt noch?
Ja, auf alle Fälle. Das klassische Sparen mit traditionellem Sparbuch ist bei der jetzigen Zinssituation zwar schwierig, aber Investmentfonds sind eine gute Alternative dazu. Die anfänglichen Berührungsängste, meist wegen mangelndem Finanzwissen, besprechen wir gerne in unserer persönlichen Beratung.

Ist es nicht verständlich, dass sich ein Berufseinsteiger nicht schon mit einem Pensionsfonds beschäftigen will?
Vielleicht ist Pensionsfonds nicht der ideale Name für dieses Produkt, da dieser sehr vielfältig genutzt werden kann, z.B. fürs Bausparen. Viele Jugendliche meinen, dass ihr Geld weg ist, sobald sie in einen Pensionsfonds eingezahlt haben. Die jungen Leute, die zu mir in die Beratung kommen, staunen nicht schlecht, wenn sie verstehen, welche handfesten Vorteile sie dadurch haben.

 

Welchen Fehler gilt es zu vermeiden?
Man sollte nichts dem Zufall überlassen und alles auf später verschieben. Wer sich rechtzeitig um seine Finanzen und Absicherung kümmert, kommt besser durchs Leben. Eigenverantwortung ist mehr denn je gefragt.