Ausgabe 01/21 -

Solidarität, eine starke Waffe gegen das Virus

Ende Dezember fand die zweite Online-Veranstaltung des Raiffeisen InvestmentClubs zum Thema „Die Chancen und Risiken der Zukunft. Wo stehen wir heute und welche Chancen können wir nutzen?“ statt. Gastreferent war Prof. Alex Weissensteiner, Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Freien Universität Bozen.


Durchatmen und zuversichtlich in die Zukunft blicken – das war die Botschaft von Prof. Alex Weissensteiner angesichts des chaotischen Jahres 2020. In seinem interessanten Vortrag fasste er die wichtigsten Meilensteine des abgelaufenen Wirtschaftsjahres zusammen und beleuchtete es unter ökonomischen, finanzwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten.

Aus ökonomischer Sicht zeigte er die weltweit zunehmende Neuverschuldung durch die Corona-Pandemie auf. Nur massive staatliche Hilfsmaßnahmen für Unternehmen und Familien konnten das Schlimmste verhindern. Der Schuldenberg Italiens wird auf 160 % des BIP wachsen. Eine Entwicklung, die nur vertretbar ist, weil die Europäische Zentralbank in großem Ausmaß Staatsanleihen der Länder der Eurozone aufkauft und sich Italien langfristig zu extrem niedrigen Zinsen verschulden kann. Gleichzeitig wird Italien verschiedene Unterstützungsmaßnahmen der EU und insbesondere die Mittel aus dem Aufbaufonds (Recoveryfonds NGEU) nutzen können. Mehr als 200 Mrd. Euro stehen in Form von Verlustbeiträgen und Krediten für den digitalen und ökologischen Wandel und die Schaffung von Arbeitsplätzen zur Verfügung. Damit soll das Wirtschaftswachstum Italiens angekurbelt werden.

In seiner finanzwirtschaftlichen Analyse zeichnete Weissensteiner ebenso ein optimistisches Bild. Ende Februar gab es mit dem Ausbruch der Pandemie zwar einen dramatischen Einbruch der Börsen weltweit (-40 bis 50 Prozent) , in den nächsten sechs Monaten zeichnete sich aber bereits eine solide Erholung ab. Die Nachricht über die positiven Testergebnisse des ersten Impfstoffes gegen das Corona-Virus der Unternehmen Biontech/Pfizer am 9. November bescherte den US-Börsen neue Rekordstände, u.a. bei Aktien von Fluglinien, Hotelketten und Ölgesellschaften. „Finanzmärkte sind vorausschauend und preisen die Erwartungen der Investoren (das Abklingen des Corona-Problems) ein und reagieren dynamischer als die Realmärkte“, betonte Weissensteiner. Der Schreck der ersten und zweiten Pandemie-Welle scheint auf den Finanzmärkten überstanden zu sein.
Auch aus gesellschaftlicher Sicht könne man durchaus optimistisch in die Zukunft blicken. Mit dem Recoveryfonds NGEU haben sich in Europa gemeinsame, solidarische Ideen durchgesetzt. Südtirol zeichnet sich seit jeher durch eine solidarische Grundhaltung aus. „Solidarität wird damit zur starken Waffe gegen das Virus, weil sie den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärkt und auch die Schwachen nicht vergisst,“ resümierte Weissensteiner.