Ausgabe 04/21 -

Grenzgängerwanderung mit Rieserfernerrunde

Eine 5-Tagestour an der Grenze zu Österreich-Italien mit Querung des Rieserfernergebietes

Foto: Olav Lutz

TOURDATEN

Strecke: 91,3 km
Dauer: 37:15 h
Aufstieg: 7.382 m
Abstieg: 7.249 m
Schwierigkeit: mittel

 

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NATUR- UND LANDSCHAFTSFÜHRER

Jeder Tag dieser Tour ist anders. Von grünen Hügellandschaften über gut geführte Hütten bis zu abenteuerlichen Biwak-Übernachtungen, steilen Hängen, Kletterpassagen und dem Gletschererlebnis bietet diese Tour alles, was man sich wünschen kann.

 

Natur- und Landschafts­führer Olav Lutz, olav.lutz@rolmail.net


Mehrtageswanderungen werden immer beliebter. Man steigt für einige Tage vom Alltag aus, hat keinen Handyempfang und konzentriert sich intensiv auf den Berg und Weg. Das stundenlange Wandern kommt einer entspannenden Meditation gleich. Freilich sollte man sich für solche Wanderungen den richtigen Partner aussuchen.

1. Tag

Die Mehrtageswanderung startet in Winnebach, an der Grenze von Italien zu Österreich. Auf österreichischem Gebiet gelandet, queren wir die Drau und steigen aufwärts die Teerstraße nach Erlach und Kolbental entlang zu unserem ersten Gipfel, die Parggenspitze. Wir machen bei der neuen Hütte am Marchkinkele Halt, bevor wir den zweiten Gipfel, das Toblacher Pfannhorn, erklimmen. Von hier aus sehen wir schon die roten Dächer der Bonnerhütte, die vorzügliche Kost bietet.

2. Tag

Wir steigen aufwärts auf das Pfanntörl, nehmen gleich das Gaishörndl mit und folgen dem Bonner Höhenweg. Hier befanden sich früher alte Schmugglerpfade. Die Verbindung dieser zwei Täler, welche über die Staatsgrenze verlief, wurde durch uralte Traditionen wie Weiderechte aufrechterhalten. Über das Kalksteinjöchl geht’s zur Heiwaldscharte und unter der Riepenspitze weiter zum Schwarzsee. Ober diesem smaragdgrünen Bergsee thronen zwei neue Holz-Biwaks mit Glasfront und Blick auf den See. Wir erleben die totale Ruhe und Einsamkeit.

3. Tag

Mit selbstgemachtem Kaffee und einem Mohnstrudel gestärkt, wandern wir hinauf zu den Hellböden und zur Hochkreuzspitze. Beim Gsiesertörl schauen wir hinunter ins Defreggental und wandern den Almweg 2000 bis zur Weißbachalm. Von dort gelangen wir auf die Halsscharte, wo wir einen schönen Blick auf den Stallersattel haben. Gestärkt wagen wir heute den letzten steilen Aufstieg zur Jägerscharte. Vorbei an mächtigen Granitblöcken und schmelzenden Gletscherresten kommen wir zur abgelegenen Barmerhütte. Diese Schutzhütte ist nicht so überlaufen wie andere. Die Bewirtung mit einheimischen Produkten sowie die Herzlichkeit der Hüttenbetreiber lassen die Strapazen der längsten Tagestour bald vergessen.

4. Tag

Gestärkt mit selbstgemachtem Brot, geht es hinauf zur Roßhornscharte. Hier erwarten uns einige Seilpassagen, welche aber nicht sehr gefährlich sind. Schwindelfreiheit ist aber angesagt! Links der Roßhornscharte geht es hinauf zum Fenneregg, zur Lenksteinscharte und dem Gipfel des Lenksteines. Der Blick auf das Ahrntal öffnet sich und die Rieserferner grüßen. Mächtige Gletscher haben dieses Tal geformt, einige sind noch unterhalb der Barmerspitze und Hochgall vorhanden. Weiter unten steigen wir in den Arthur Hartdegenweg ein und genießen die einmalige Gletscher-Erosionslandschaft der Rieserferner. Bald gelangen wir zur Kasselerhütte, die immer gut besucht ist.

5. Tag

Der krönende Abschluss! Wir steigen neben dem Tristennock hinauf und gelangen über scharfe Granitblöcke in das Gletschergebiet des Magersteines. Der Gletscher ist nicht steil und wirkt heuer stabil, aber die Verhältnisse ändern sich ständig und Gletscherausrüstung sollte man unbedingt dabeihaben. Alsbald sind wir auf dem höchsten Punkt unserer Tour, dem Magerstein, nehmen noch das Fernerköpfl mit, bevor wir hinunter zur Rieserfernerhütte steigen. Eine letzte Einkehr in dieser hochalpinen Hütte ist Pflichtprogramm, bevor es steil abwärts geht, anfangs über Holzbalkenstiegen und dann stetig dem Schotter und Karboden hinunter bis zur Waldgrenze. Je näher wir dem Ende unserer Tour, dem Festplatz von Antholz Mittertal kommen, desto mehr wünschen wir uns wieder die frische Luft in der Höhe und die Ruhe zurück.