Ausgabe 01/17 -

Frauen in Führungsgremien – Mut, dabei zu sein und mitzugestalten

Im April stehen bei vielen Raiffeisenkassen die Wahlen der Führungsgremien an. Wir haben nachgefragt, welche Erfahrungen die Verwaltungsrätin Claudia Messner gemacht hat und ob die Vielfalt in Gremien von Vorteil ist.

Frau Messner, Sie sind seit fast zwei Jahren als Verwaltungsrätin der Raiffeisenkasse Eisacktal im Amt. Wie sind Sie dazu ­gekommen?
Claudia Messner: Meine Kandidatur ergab sich sehr spontan. Ein Mitglied des scheidenden ­Verwaltungsrates fragte mich, ob ich Interesse an einer Kandidatur hätte. Da ich nicht direkt aus der Finanz- bzw. Wirtschaftswelt komme, war ich zunächst unsicher. Doch die Tatsache, dass der Raiffeisengedanke über das Bank­technische hinausgeht, die Lust, mich hier einzubringen und vor allem auch die Ermutigungen aus meinem Umfeld, haben mich dann zu einer Kandidatur bewogen.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?
Claudia Messner: Unser Verwaltungsrat ist eine gute Mischung aus erfahrenen Mandataren und neuen, jungen Gesichtern, Frauen und ­Männern, die aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Respektvolles Miteinander und Diskussionen auf Augenhöhe prägen das Klima im Gremium. Entsprechend positiv sind meine Erfahrungen. Dank des umfangreichen Fort­bildungsangebots konnte ich auch fachlich in die Aufgabe hineinwachsen.

Also ist die Vielfalt der Gremien ein Vorteil?
Claudia Messner: Ich bin davon überzeugt, dass Gremien eine möglichst große Bandbreite an unter­schiedlichen Kompetenzen, Erfahrungen und Persönlichkeiten gut tut. Gemischte Teams – das ist ja auch durch viele Studien belegt – kommunizieren offener, denken umfassender und arbeiten kreativer. Die Mitglieder sind die wichtigsten Stakeholder der Raiffeisenkassen; es ist gut und wichtig, dass sich ihre Vielfalt auch im Verwaltungsrat widerspiegelt.


Es gibt viele gut qualifizierte Frauen in der Wirtschaft, aber wenige sind in den Führungs­gremien vertreten. Worauf führen Sie dies zurück?
Claudia Messner: Häufig trauen sich Frauen bei gleicher Qualifikation und gleichen Fähigkeiten weniger zu als Männer, und sie agieren seltener in Seilschaften. Trotz Qualifikation wird die Kompetenzfrage bei Frauen viel eher aufgeworfen als bei Männern – das schreckt ab. Die Mehrfachbelastung tut das ihrige dazu, denn Haushalt und Erziehung sind immer noch vorwiegend Frauensache.

Warum sollte sich denn eine Frau der Wahl zur Verwaltungsrätin stellen?
Claudia Messner: Weil es wichtig ist, dass ­Frauen Verantwortung übernehmen und mit ihrer Sicht Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten. Schließlich repräsentieren Frauen mehr als die Hälfte der Bevölkerung, und auch unter den Mitgliedern sind die Frauen auf dem Vormarsch – jedenfalls in der Raiffeisenkasse Eisacktal.

Haben Sie Vorschläge, wie man mehr Frauen für eine Kandidatur gewinnen könnte?
Claudia Messner: Es geht darum, Frauen noch aktiver anzusprechen, aufzuklären und vor allem sie zu ermutigen, sich Verantwortung zuzutrauen und zu übernehmen. Hier können wir als amtierende Verwaltungsrätinnen Multiplikatorinnen sein – auch nach innen. Wichtig ist auch, dass die Raiffeisenkassen Frauen sichtbar machen und ­ihnen Verantwortung übertragen, als Obfrauen und Vize-Obfrauen. Zudem gibt es in Südtirol tolle Netzwerke und Bildungsinitiativen für angehende Verwaltungsrätinnen. Im Raiff­eisenverband gibt es den Arbeitskreis für „Mehr Frauen in der Führung von Genossenschaften“, der in diese Richtung arbeitet.

Claudia Messner

Zur Person

Claudia Messner, 40 Jahre, aus Brixen, leitet die Dienststelle Verwaltungsorgane in der Gemeinde Brixen und ist verantwortlich für Öffentlichkeits­arbeit und Repräsentation. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter.

 


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