Finanzielle Sicherheit in unsicheren Zeiten
Wenn sich das Jahr zu Ende neigt, blicken viele von uns zurück – und gleichzeitig nach vorne. Wie wird das kommende Jahr?
Wir leben in unsicheren und herausfordernden Zeiten. Kaum ein Tag vergeht ohne neue Meldungen über Kriege, Krisen und Konflikte. Hinzu kommen steigende Lebenshaltungskosten, wirtschaftliche Unsicherheiten und ein gesellschaftlicher Wandel, der viele Menschen verunsichert – Stichworte: Digitalisierung, Klimawandel, Migration und demografischer Wandel. Kein Wunder also, dass sich viele Menschen fragen: Wie komme ich über die Runden – auch finanziell?
Wenn Unsicherheit zur Belastung wird
„Die globalen Krisen und Unsicherheiten unserer Zeit machen die Menschen verletzlich“, sagt Psychologin und Psychotherapeutin Sabine Cagol. Sie verweist auf das Fünf-Säulen-Modell des Psychologen Hilarion Petzold: Körper & Gesundheit, Gesellschaft & soziales Netz, Arbeit & Freizeit, Werte & Ideale sowie materielle Sicherheit. Fällt eine Säule aus, halten die anderen den Menschen aufrecht; fallen zwei oder drei weg, gerät die Stabilität ins Wanken. Finanzielle Sorgen wirken sich oft stark auf Psyche und Alltag aus – sie können Stress, Überforderung oder sogar Streit in der Partnerschaft auslösen. Umso wichtiger ist ein stabiles finanzielles Fundament.
Warum materielle Absicherung so wichtig ist
Finanzielle Sicherheit – oft auch finanzielle Geborgenheit genannt – beschreibt das Gefühl, abgesichert zu sein: das Vertrauen, dass man auch in schwierigen Zeiten nicht ins Bodenlose fällt. Es geht dabei nicht nur um ein ausreichendes Einkommen, sondern um Ruhe, Stabilität und Vertrauen in die eigene finanzielle Zukunft. Wer finanziell geborgen ist, kann grundlegende Bedürfnisse wie Wohnen, Essen und Gesundheitsversorgung sicher abdecken. Er oder sie verfügt über Reserven, um unvorhergesehene Ausgaben zu stemmen, kann langfristig planen und Entscheidungen frei treffen, ohne ständige Angst vor Rückschlägen. Auch im Unglücksfall oder bei einem Schicksalsschlag ist die eigene finanzielle Existenz oder die der Angehörigen nicht in Gefahr. Dieses Sicherheitsgefühl wirkt sich unmittelbar auf das seelische und körperliche Wohlbefinden aus: Weniger Stress, mehr Gelassenheit, mehr Lebensqualität.
„Geld allein gibt aber keine Sicherheit, sie entsteht durch Bindungen und Beziehungen“, betont Cagol. Wichtig sei, wie man mit Geldsorgen umgeht: aktiv bleiben, Selbstwirksamkeit spüren und Lösungen suchen. „Wer sich ohnmächtig fühlt, gerät in Stress. Besser ist es, die Finanzen durchzurechnen, einen Haushaltsplan zu erstellen, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen oder professionelle Hilfe zu suchen.“
Raiffeisenkassen: Persönliche Nähe in unsicheren Zeiten
In einer Zeit, in der sich viele Menschen nach Verlässlichkeit sehnen, nehmen die Raiffeisenkassen eine besondere Rolle ein. Sie bieten nicht nur Finanzdienstleistungen, sondern auch ein Stück Stabilität im Alltag. Während andere Banken ihre Filialen schließen und Kunden auf digitale Kanäle verweisen, setzen die Raiffeisenkassen – neben digitalen Angeboten – bewusst auf persönliche Nähe und lokale Präsenz. Allein im Jahr 2024 wurden in Italien 508 Bankfilialen geschlossen – im ersten Quartal 2025 kamen bereits 95 weitere hinzu. Besonders betroffen sind kleine und abgelegene Gemeinden: Rund 40 Prozent der italienischen Ortschaften haben heute keine Bankfiliale mehr. Anders in Südtirol: 103 von 116 Gemeinden verfügen nach wie vor über eine Raiffeisen-Geschäftsstelle – mit 39 Raiffeisenkassen, 164 Geschäftsstellen und über 1.700 Mitarbeitenden.
Diese Präsenz ist kein Zufall, sondern gelebtes genossenschaftliches Prinzip. „Während sich nationale Banken aus der Peripherie zurück-ziehen, ist es unsere Stärke, auch in entlegenen Tälern und Dörfern für die Menschen da zu sein“, sagt Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes. „Das ist zwar aufwendiger, aber es gehört zu unserem Selbstverständnis.“
Beratung, die Vertrauen schafft
„Digitale Services wie Banking-Apps sind praktisch und heutzutage unverzichtbar, ersetzen aber nicht das persönliche Gespräch“, betont Manfred Gogl, Kundenbetreuer bei der Raiffeisenkasse Wipptal. „Gerade bei wichtigen Entscheidungen – ob Altersvorsorge, Immobilienfinanzierung oder größere Investitionen – wünschen sich die Menschen einen vertrauten Ansprechpartner, der ihre Lebenssituation kennt.“ Das macht den Unterschied: Das genossenschaftliche Modell der Raiffeisenkassen schafft Nähe, Transparenz und Vertrauen – und macht die Bank zu einem Partner fürs Leben, nicht nur zu einem Finanzinstitut. „Ein Beratungsgespräch in der Raiffeisenkasse lohnt sich allemal“, unterstreicht Gogl. Manchmal gehört auch Selbstbeschränkung dazu. „Früher galt Fortschritt und Erfolg als selbstverständlich – heute garantiert Fleiß allein keine finanzielle Sicherheit.“
Mit Zuversicht ins neue Jahr
Finanzielle Geborgenheit bedeutet nicht nur Sicherheit, sondern Lebensqualität. Wer seine Finanzen im Griff hat, kann sich auf andere Lebensbereiche konzentrieren – Familie, Gesundheit, Freizeit, persönliche Ziele. Und genau hier setzen die Raiffeisenkassen an: als verlässliche Partner, die Menschen durch alle Lebensphasen begleiten und sie bei der Umsetzung ihrer Vorhaben unterstützen.

Finanztipps zum Jahresende
Das Jahresende ist ein guter Zeitpunkt, um die eigene finanzielle Situation zu überprüfen. Schon kleine Schritte können große Wirkung haben, sagt Manfred Gogl und gibt gleich einige Finanztipps mit auf den Weg:
- Langfristige Ziele festlegen: Ob Reise, Hauskauf oder Renovierung – wer früh plant, finanziert entspannter.
- Haushaltsbudget überarbeiten: Einnahmen und Ausgaben prüfen, Sparpotenziale erkennen.
- Notgroschen auffüllen: Drei bis sechs Monatsgehälter als Reserve geben Sicherheit.
- Sparpläne und Geldanlagen anpassen: Bestehende Anlagen überprüfen, neue Investments streuen, Sparraten – wenn möglich – erhöhen.
- Vorsorge & Versicherungen prüfen: Sind Sie ausreichend abgesichert?
- Freibeträge nutzen: Steuerliche Vorteile nicht verschenken.
DAS SAGT DER EXPERTE – „Es gibt immer eine Lösung“
Manfred Gogl ist Spezialist für Vorsorge und Anlage sowie Leiter der Kundenberatung bei der Raiffeisenkasse Wipptal.
Über das Bedürfnis seiner Kund*innen nach Sicherheit – und über jene, die das Risiko suchen oder auf Kredit leben.
Herr Gogl, wir leben in unsicheren Zeiten – wirtschaftlich, politisch und finanziell.
Manfred Gogl: Ja, auch bei uns in der Bank spüren wir, dass Kundinnen und Kunden ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität haben.
Sorgen sich Kund*innen um ihre Geldanlagen?
Die Sicherheit spielt auch beim Geldanlegen eine große Rolle. Viele bevorzugen sichere Investments wie Festgeld oder Staatspapiere. Entscheidend ist immer die persönliche Situation. Nach einem Beratungsgespräch und einer individuellen Analyse finden wir stets eine passende Lösung. Wichtig ist, dass sich die Kund*innen mit ihrer Anlage wohlfühlen.
Gibt es Unterschiede zwischen den Generationen?
Ja, jüngere Menschen gehen öfter höhere Risiken ein, investieren selbstständig über verschiedene Online-Plattformen. Das kann gefährlich sein – ich kenne Fälle, in denen zehntausende Euro verloren gingen. Man sollte aufpassen, wenn Renditeversprechen zu gut klingen und sich fragen, ob man im Ernstfall einen verlässlichen Ansprechpartner hat.
Die Inflation und die hohen Preise machen vielen zu schaffen …
Den meisten geht es finanziell gut, aber immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, Miete, Einkäufe oder außergewöhnliche Kosten zu decken. Kontoüberziehungen nehmen zu. Viele leben zudem über ihre Verhältnisse und junge Menschen sind oft noch auf Unterstützung der Eltern angewiesen.
Welche Entwicklung macht Ihnen Sorgen?
Ein großer Teil des Geldes wird online ausgegeben. Diese Tendenz nimmt auch bei uns zu. In den USA finanzieren viele Menschen ihr Leben über Kreditkarten, zu Monatsbeginn gehen drei Viertel vom Lohn für die Schuldentilgung drauf. Wer dauerhaft auf Pump lebt, verliert leicht die Kontrolle. Es gibt aber natürlich auch viele andere, die Sparpläne abschließen, in Vorsorge investieren und aufmerksam zuhören. Ich möchte weder verallgemeinern noch schwarzmalen.

