Ausgabe 03/20 -

Corona-Krise – Durchbruch für die Telearbeit?

Die Corona-Krise dürfte langfristige Folgen haben und unser Verhalten ändern. Ein noch größerer Teil unseres Lebens wird online stattfinden. Dies gilt vor allem für die Arbeitswelt, wo Smart Working an Bedeutung gewinnt.

Foto: Klaus Peterlin

So gravierend die Auswirkungen des Coronavirus für Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt auch sein mögen, für die Durchsetzung digitaler Arbeits­methoden hat die Krise freilich auch ihr Gutes. Galt Smart Working (flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten) zumindest auf dem Papier als das Zukunftsmodell modernen Arbeitens, wurde es doch von heimischen Unternehmen bis dato eher zögerlich praktiziert. Durch die fast vollständige Stilllegung des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wurden tausende Südtiroler Beschäftigte quasi über Nacht von der Büroarbeit in den Homeoffice-Modus überstellt. Ein rasches und flexibles Handeln der Unternehmen war erforderlich, um die Unternehmenstätigkeit aufrechtzuerhalten und wirtschaftliche Folgen zumindest teilweise abzufedern.


Für und Wider

Das Arbeiten im Homeoffice geht durchaus mit diversen Herausforderungen einher: die Grenze zwischen privat und beruflich verschwimmt, soziale Isolation, Kommunikationsprobleme, technische Schwierigkeiten, Datenschutz, arbeitsgesetzliche Regelungen – um nur einige zu nennen. Die Krisensituation hat viele dieser Bedenken vom Tisch gewischt. Studien zeigen sogar, dass die Produktivität von Mitarbeitern höher ist, wenn man sie ortsunabhängig arbeiten lässt. Ideal für das Wohlbefinden sind ein, zwei Tage Homeoffice pro Woche, sagen die Forscher.
Laut Arbeitsförderungsinstitut AFI Südtirol liegt ein großer Pluspunkt der Telearbeit darin, dass sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert, und zwar nicht nur für arbeitende Mütter und Väter, sondern auch für Beschäftigte, die Ältere oder Pflege­bedürftige betreuen. Für Menschen mit Behinderung kann sie neue Möglichkeiten bieten, ebenso wie für Berufspendler, was wiederum das Verkehrsaufkommen vermindert und somit positive Auswir­kungen auf die Umwelt hat. Aber auch die Unternehmen können profitieren und ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern.

Viel Luft nach oben

Die Art, wie wir arbeiten, wird sich nach der Krise perspektivisch verändern, davon sind viele überzeugt. „Corona ist Chance wie Aufforderung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheitswesen noch entschiedener und schneller zu digitalisieren“, sagt der Präsident des Digitalverbandes Bitkom, Achim Berg. In die gleiche Kerbe schlägt auch Stefan Perini, Direktor des Arbeitsförderungsinstitutes AFI: „Das Coronavirus hat uns regelrecht in eine Digitalisierungs-Offensive gezwängt.“ Auch wenn natürlich nicht in allen Branchen „smart“ gearbeitet werden kann, gibt es auch in Südtirol viele Berufsbereiche, in denen Smart Working Bestand haben wird, heißt es im AFI.
Demnach wäre es keine gute Idee, mobile Arbeit ausschließlich als Krisen­instrument wahrzunehmen, denn: „Was jetzt passiert, ist eine Gelegenheit, sich bewusst damit auseinanderzusetzen, wie Arbeitsprozesse und Informations­flüsse im eigenen Unternehmen optimiert werden können. Für viele Betriebsinhaber ein interessantes Experimentierfeld und wichtiger Lernprozess“, resümiert Perini.

Smart Working:

Der Begriff beschreibt ein Arbeitskonzept, das die Flexibilität und Ortsunabhängigkeit der Arbeitnehmer durch die Nutzung moderner Technik unterstützt. Smart Working ist eng mit dem Konzept der Telearbeit (meist zuhause, genannt Homeoffice) verbunden.

 


Die größten Vorteile des Homeoffice für Arbeitgeber:

Anteil der Unternehmen, welche folgende Gründe für das Anbieten von Homeoffice nennen (in %):

  • 62 % Flexibilität für Beschäftigte
  • 55 % Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • 47 % Erreichbarkeit der Beschäftigten (z.B. während einer Dienstreise)
  • 45 % Höhere Produktivität
  • 36 % Fahrzeitersparnis
  • 35 % Steigerung der Arbeitgeberattraktivität
  • 26 % Ruhigerer Arbeitsort

Quelle: IAB – Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung