Ausgabe 05/20 -

Betrugs­skandale und ihre Folgen

Wirecard. Der Name steht für alles, was daneben gehen kann. Ein weltweit bekanntes Vorzeigeunternehmen, börsennotiert, x-mal überwacht und bewertet. Und doch ist es einer Riege von Managern gelungen, alle hinters Licht zu führen und Zahlen zu präsentieren, die nichts mit der Realität zu tun haben.

Foto: Helmuth Rier

Viele glauben, dass wir uns ein perfektes System schaffen können, in dem Risiken rechtzeitig erkannt, richtig erfasst und somit beherrscht werden können. Es zeigt sich aber immer wieder, dass Systemkenner Mittel finden, dieses in die Irre zu führen. Der Leittragende ist der Anleger, der auf all die Sicherheits- und Kontrollmechanismen gesetzt hat und nun mit einem Totalverlust dasteht. Wirecard ist nur der letzte Fall einer ganzen Reihe von Finanzskandalen, die allesamt neue Gesetzesnormen nach sich zogen.


Da gab es den Konkurs von LTCM in den 90er Jahren, einem Hedgefonds, in dem sogar die Banca d’Italia investiert war. Die Folge: Hedgefonds wurden danach in Italien für Kleinanleger verboten. Oder den Energieriesen Enron, der die Pensionsgelder der Mitarbeiter ins eigene Unternehmen investierte und pleite ging. Danach wurde Betriebsfonds die Veranlagung von Mitteln in eigene Aktien verboten. Nicht zu vergessen Parmalat und Lehman Brothers.

Auch hier folgten auf die Skandale eine Reihe von Normen, allen voran die MIFID II. Wahrscheinlich wird auch Wirecard neue Gesetzesinitiativen nach sich ziehen. Versierte Betrüger werden immer Möglichkeiten finden, das Geld der Anleger zu veruntreuen. Doch lassen wir uns nicht entmutigen! Der Großteil der börsennotierten „Blue Chips“ sind Unternehmen, die sich das Vertrauen der Anleger zur Gänze verdienen.

Dr. Martin von Malfèr,

Abteilung Finanzdienstleistungen, Raiffeisen Landesbank Südtirol AG