Ausgabe 03/17 -

Reiseversicherung – Komm wieder gut nach Hause

Die Ferien stehen an, und viele sind dabei, ihre Koffer für die schönste Zeit des Jahres zu packen. Damit Sie Ihren Urlaub unbeschwert genießen können, sollten Sie sich vor einer Reise unbedingt Gedanken machen, welche speziellen Versicherungen erforderlich sind.

Interview mit Norbert Spornberger, Leiter der Abteilung Versicherungstechnik im Raiffeisen Versicherungsdienst.

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„Sollen wir für den Urlaub noch eine Extra-Versicherung abschließen?“ In vielen Familien gehört diese Frage zum Urlaubsanfang, wie das Ringen um die Zahl der Gepäckstücke. Denn egal, ob beim All-inclusive-Urlaub im Club, beim Rad­urlaub oder auf dem Campingplatz: Wer seine Ferien stressfrei verleben will, sollte sich schon vor Reiseantritt überlegen, ob und wie er sich gegen einige Eventualitäten absichern kann. Versicherungen entschädigen zwar nicht für entgangene Ferienfreuden, schützen aber zumindest vor gröberen finanziellen Verlusten.


Was alles passieren kann

Denn passieren kann viel, Beispiele gibt es zu Hauf. Ein konkreter Versicherungsfall: Am Tag der Heimreise stürzte ein Mann in einem afrikanischen Ferienhotel so unglücklich die Hotel­treppe hinunter, dass er neben einer Fußverletzung auch eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. Er war erst einmal flugunfähig, die Versicherung ­bezahlte den Krankenhausaufenthalt und der Partnerin den verlängerten Aufenthalt im ­Hotel. Sobald der Patient gesundheitlich wieder in der Lage war, den Flug anzutreten,

organisierte die Versicherung einen Flug in der ­Businessklasse, damit der Patient liegend transportiert werden konnte. Oder die junge Frau, die mit der ­Familie in der Karibik Urlaub machte. Dort bekam sie eine Thrombose, kam ins Kranken­haus und musste dort so lange warten, bis sie flugfähig war. So kann aus einem Urlaub, auf den man sich schon lange gefreut hat, leider auch schnell eine große Belastung ­werden. Psychisch, ­physisch und für den Geldbeutel. Doch ­gegen solche ­Schadensfälle kann man sich durch eine Reiseversicherung absichern.

Der richtige Reiseschutz

Alle Reisebüros bieten Reiseversicherungen an. „Es ist Teil des Verkaufs“, sagt Martin ­Pichler, ­Leiter des Reisedienstes „Luis Pichler“ und Präsident des Südtiroler Reisebüroverbandes im ­Handels- und Dienstleistungsverband ­Südtirol (hds), „genauso wie wir immer fragen, ob der ­Reisepass noch gültig ist und ob man an ein Visum denkt.“
Die meisten Kunden hätten bereits eine ­Unfall- und Krankenversicherung, würden aber trotzdem eine Reiseversicherung abschließen, weil eine normale Krankenversicherung die Kosten für bestimmte Operationen und den Rücktransport oft nicht übernimmt.

Die Raiffeisenkassen bieten keine klassische Reiseversicherung an, trotzdem bieten sie einige hilfreiche Dienste. „Mit der Kontounfallversicherung, die fast alle Kontoinhaber besitzen, ist man weltweit versichert“, sagt Norbert Spornberger, Leiter der Abteilung Versicherungstechnik im Raiffeisen Versicherungsdienst. Dazu kommt die private Krankenversicherung von Raiffeisen, die bei Unfällen und Erkrankungen weltweit die Behandlungskosten übernimmt.

Um Kosten bei einem Sportunfall im Urlaub zu vermeiden, ist es sinnvoll, eine passende Versicherung abzuschließen.

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Passende Versicherung abschließen – Sportunfall im Urlaub mit dem Fahrrad

Es drohen hohe Kosten

Bei der privaten Krankenversicherung der Raiffeisen­kassen bezahlt der Versicherte im Normalfall die Leistung im Urlaubsland und stellt nach der Rückkehr die Kosten seiner Versicherung/Bank in Rechnung. Geht es um hohe Summen, sollte man das Konsulat einschalten, welche das Geld vorstreckt. Und die können schneller entstehen, als man glaubt. „Herz-Kreislauf-Beschwerden können bei einer Reise leicht auftreten“, sagt Spornberger, „diese sind vielleicht gar nicht so kritisch, aber verursachen bei einem Krankenhausaufenthalt enorm hohe Kosten, die oft im Voraus bezahlt ­werden müssen. Vor allem in Ländern wie den USA, Kanada oder Japan sind Rechnungen über hohe Summen möglich.“

Was ist abgedeckt?

Eine klassische Reiseversicherung deckt – je nach Paket – Reisestorno und Reiseabbruch, Gepäckverlust, medizinische Leistungen im Ausland und Heimtransport, Kosten für Suche und Bergung, Entschädigung bei Invalidität nach Unfall, Reisehaftpflicht und Hilfe bei Haft oder Haftandrohung. Die Kosten variieren je nach Wert, Dauer und Ziel der Reise – ein großer Anbieter etwa bietet Pakete von 26 bis 492 Euro an. Pichler berichtet, dass die Südtiroler Reisebüros vor allem mit zwei großen, europaweit tätigen Anbietern zusammenarbeiten, deren Produkte fast identisch sind. Diese seien zwar etwas teurer als italienische Anbieter, dafür verläuft die Schadensabwicklung unkompliziert und es gibt keinen Selbstbehalt.

Der Kunde entscheidet

Jeder muss selbst entscheiden, was er braucht. Norbert Spornberger etwa hält eine ­fehlende Reise­rücktrittskostenversicherung für ver­schmerzbar, besonders wichtig sei hingegen eine Reiserückholgarantie. „Dazu eine Privat- oder Familienhaftpflicht mit weltweiter Deckung, ­damit bin ich abgesichert, wenn ich jemandem einen Personen- oder Sachschaden zufüge.“
Für eine gute Absicherung muss man in die Tasche greifen. Der Komplettschutz für eine 2.000-Euro-Reise in Europa kostet knapp 100 Euro, und dabei müssen einige Dinge beachtet werden. Der Stornoschutz bei Erkrankung greift etwa nur dann, wenn der Arzt auf einem eigenen Formular bescheinigt, dass die Krankheit zum Zeitpunkt der Buchung nicht bestand. Dafür, sagt Pichler, sei man in sicheren Händen: „Die Ver­sicherungen betreiben Notrufzentralen mit eigenen Ärzten, die bei Behandlungen und Transport das letzte Wort haben.“ Wichtig für den Ver­sicherten: „Die Versicherung sofort informieren, am besten in dem Moment, in dem man das Krankenhaus betritt.“ Was noch besser ist: Man kommt wohlbehalten aus dem Urlaub zurück.

Hinweis für Kreditkarten-Inhaber

Kreditkartenfirmen bieten je nach Art der Karte unterschiedliche Versicherungsleistungen an, die Reisenden zugutekommen. Diese umfassen beispielsweise Entschädigungen bei Gepäcksverlust, Reiseunfällen, privater Haftpflicht oder bei Verspätungen bei Flügen und Gepäckrückgabe. Zu beachten ist aber, dass der Versicherungsschutz an den Einsatz der Karte gekoppelt ist, d. h. Versicherungsschutz besteht nur dann, wenn die Reise (Flug/Hotel) und auch der Mietwagen samt Haftpflicht über die Kreditkarte bezahlt wurden. Informieren Sie sich vor Urlaubsantritt ausführlich bei Ihrem Berater in der Raiffeisenkasse, welche Risiken in welcher Höhe durch Ihre Kreditkarte abgedeckt sind.

 

Weitere Infos unter www.cartasi.it

 


Interview mit Martin Pichler
REISEVERSICHERUNG – „Ein Krankenhausaufenthalt kann sehr teuer werden“

Reiseanbieter Martin Pichler über die Vorteile einer Reiseversicherung und die Skepsis der Kunden.

Martin Pichler ist Leiter des Reisedienstes „Luis Pichler“ in Bozen und Präsident des Südtiroler Reisebüroverbandes im Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds).

Herr Pichler, Sie verkaufen Reiseversicherungen?
Martin Pichler: Wir bieten unseren Kunden auch Reise­versicherungen an, denn vor allem in Japan und den USA kann ein Krankenhausaufenthalt sehr sehr teuer werden.
95 % der Kunden schließen eine Reiseversicherung ab.

 

Was bietet eine Reiseversicherung?
Martin Pichler: Je nachdem, was ich gebucht habe, über­nimmt eine Reiseversicherung die Kosten bei Reisestorno und -abbruch, für Gepäckverlust, medizinische Leistungen im Ausland und Heimtransport, ebenso die Kosten für Suche und Bergung. Sie umfasst eine Entschädigung bei Invalidität nach Unfall, eine Reisehaftpflicht und Hilfe bei Haft oder Haftandrohung. Viele wissen aber gar nicht, was für Versicherungen sie schon haben, das sollte man vor der Reise abklären.

Was wird nachgefragt?
Martin Pichler: Die meisten Reisenden entscheiden sich für eine Komplettschutzversicherung. Auch viele Privatversicherte schließen eine Reiseversicherung ab, vor allem wegen des Reisestornos.

 

Wie reagieren die Kunden, und welche Erfahrungen haben sie mit der Schadensabwicklung gemacht?
Martin Pichler: Die Einstellung der Leute gegen Ver­sicherungen ist meist negativ. Nach dem Motto, „ich muss es haben, aber die helfen mir eh nicht“. Das stimmt aber nicht, die Abwicklung läuft schnell und unbürokratisch. Und im Nachhinein – nach Eintritt des Schadenfalles – sind viele einfach erleichtert, sich rechtzeitig abgesichert zu haben.