Europa muss sich umorientieren
BÖRSENKOMMENTAR: Nach den vergangenen Wochen scheint eines klar: Die Welt hat sich seit Trumps Amtsantritt radikal verändert. Alte Sicherheiten stehen plötzlich infrage. Die Demokratie mit der ältesten Verfassung der Welt bewegt sich in Richtung Autokratie, während der nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte Konsens internationaler Zusammenarbeit und Gleichberechtigung der Nationen nur noch eine blasse Erinnerung ist. Selbst der globale Handel gerät ins Stocken.
Tiefgreifende Veränderung des eigenen Selbstverständnisses
Für Europa bedeutet dies eine tiefgreifende Veränderung des eigenen Selbstverständnisses. Die transatlantische Freundschaft bietet keinen verlässlichen Schutz mehr und auch die konsumfreudigen US-Verbraucher, von denen europäische Unternehmen lange profitierten, könnten bald der Vergangenheit angehören. Drohende Zölle erschweren den Export, während die drastischen Sparmaßnahmen der neuen US-Regierung weltweit für wirtschaftliche Verunsicherung sorgen. Auch die Kahlschlagpolitik von Elon Musk führt zu einem Ausgabenschock, der weltweit spürbar sein wird.
Wenn Millionen von Staatsbediensteten entlassen werden, Entwicklungsprogramme abrupt gestoppt werden, die Ausweisungsbehörde ICE weiterhin unbeirrt Millionen von Migranten deportiert und ein Handelskrieg droht, wird dies der Weltkonjunktur sicher Schaden zufügen. Europa, das seit Jahrzehnten auf offene Grenzen und internationale Zusammenarbeit setzt, muss sich neu ausrichten. Mehr Eigenverantwortung, eine verstärkte Zusammenarbeit mit Partnern, die noch an die Prinzipien der Vereinten Nationen glauben, und eine Stärkung der eigenen Verteidigung sind unausweichlich. Während die US-Aktienmärkte stagnieren, stehen europäische und asiatische Börsen zunehmend im Fokus und verzeichnen Zuwächse. Ist dies ein Zeichen dafür, dass Investoren Europa eine positive Zukunft auch ohne die USA zutrauen?