Ausgabe 06/23 -

10 Denkfehler und Psychofallen im Umgang mit Geld

Ganz ehrlich, wie oft haben wir uns schon am Monatsende gefragt, wo all unser Geld geblieben ist? Die Ursache dafür liegt nicht immer in den hohen Preisen, sondern oft in unserem Umgang mit Geld. Wir geraten häufig in psychologische Geldfallen und begehen Denkfehler, von denen wir Ihnen einige vor Augen führen möchten.

1. Rabattfallen – die Lockangebote

Die Welt ist voll von verlock­enden Angeboten wie „30 Prozent Rabatt – nur heute!“ oder „Hol dir zwei Paar Socken und das dritte ist gratis!“ Dabei handelt es sich um raffinierte Strategien des Neuromarketings, die uns dazu verleiten, mehr Geld auszugeben für Dinge, die wir oft gar nicht benötigen. Unser Schrank quillt über, während der Inhalt unserer Brieftasche schrumpft.

2. Es sind nur noch zwei Zimmer übrig

Unternehmen streben danach, die Gunst der Konsumenten zu gewinnen. Durch Aussagen wie „Aktuell betrachten 123 Personen dieses Angebot“, „Nur noch zwei Zimmer verfügbar“ oder „Vier weitere Familien sind an dieser Wohnung interessiert“ erzeugen sie gezielt psychologischen Druck, indem sie künstliche Knappheit schaffen. Was (scheinbar) knapp ist, erscheint uns wertvoller. Folglich sind wir eher bereit, Kaufentschei­dungen rascher zu treffen und größere Geldbeträge auszugeben.


3. Unterschätzte Fixkosten

Wissen Sie eigentlich, wie hoch Ihre fixen monatlichen Ausgaben tatsächlich sind? Neben Miete, Wasser, Strom und Heizung gibt es oft eine Vielzahl weiterer regelmäßiger Kosten, die leicht übersehen werden: für Handy, Netflix, Fitnessstudio, Schulessen, Zeitungsabos, Ratenzahlungen u.v.m. Eine vollständige Übersicht Ihrer regelmäßigen Ausgaben ist notwendig, um Einsparungspotenziale zu erkennen.

4. „Ach, die paar Euro“

Der morgendliche Cappuccino in der Bar, die Packung Zigaretten am Kiosk und der gelegentliche Lottoschein sehen auf den ersten Blick nicht wie große Geldfresser aus. Doch diese kleinen Ausgaben können sich rasch zu beachtlichen Summen addieren. Gelegentlich sollte man prüfen, ob bestimmte Ausgaben wirklich notwendig sind oder sich diese – oft unbewusst – für Alltags­gewohnheiten eingeschlichen haben.


5. Mit schlechter Laune einkaufen

Der Chef war heute gemein? Die Kinder verursachen Stress? Das schlägt aufs Gemüt. Ein neues Kleidungsstück könnte uns möglicherweise aufmuntern oder ablenken. In solchen Momenten scheint das Kontrollsystem in unserem Gehirn außer Betrieb zu sein. Stattdessen übernimmt das Belohnungssystem, das nach sofortiger Befriedigung verlangt, um uns ein besseres Gefühl zu verschaffen. Impulskäufe als Trost oder Ersatzbefriedigung können schnell teuer werden. Allzu oft bereuen wir diese Anschaffungen schon direkt danach.

6. Ankereffekt

Woran orientieren Sie sich im Restaurant bei der Entscheidung, welches Gericht Sie bestellen? Wahrscheinlich an den Preisen für die teuersten Gerichte auf der Speisekarte. Gastronomen setzen damit einen „Preisanker“, der die übrigen Gerichte im Vergleich dazu günstig erscheinen lässt (obwohl sie es vielleicht gar nicht sind). Setzen Sie bei Käufen Ihren eigenen Anker, indem Sie ein Budget festlegen oder die Preise verschiedener Anbieter vergleichen.


7. Kompromisseffekt

Studien in der Verhaltensforschung zeigen, dass Menschen automatisch Preis-Qualitäts- Kompromisse eingehen. Ein Beispiel: Menschen haben die Wahl, zwischen zwei Computern zu entscheiden – einem kostengünstigen und einem teureren Modell. Dann taucht ein drittes, noch teureres Modell auf. In solchen Momenten tritt oft der sogenannte „Kompromisseffekt“ ein. Etwa zwei Drittel der Menschen tendieren dazu, das „mittlere“ Modell zu wählen, obwohl es immer noch recht preisintensiv ist. Diese psychologische Präferenz erfolgt meist unbewusst und macht zufrieden. Viele Verkäufer machen sich diese Tendenz gezielt zunutze.

8. Zeitinkonsistenz

Das vielleicht größte Problem der Altersvorsorge: Menschen bewerten Belohnungen in der Gegenwart höher als Belohnungen in der Zukunft – selbst dann, wenn in der Zukunft eine höhere Belohnung winkt. Im Allgemeinen ist bekannt, dass man langfristig für die Altersrente vorsorgen sollte. Dennoch scheitern viele gute Vorsätze an unseren kurzfristigen Konsumwünschen und das leider oft auf Kosten einer finanziell gesicherten Zukunft.


9. Kein Geld zum Sparen übrig

Das verdiente Geld ist schnell weg. Ein Dauersparauftrag am Monatsanfang – auch mit kleinen Beträgen – hilft beim Sparen. Oder noch besser: einen Fondssparplan einrichten, dessen Betrag regelmäßig abgebucht wird. Wie groß soll die monatliche Sparrate ausfallen? Das ist individuell, Experten raten zu zehn Prozent des Nettoeinkommens. Drei Monatsgehälter sollten für unerwartete Ausgaben auf dem Konto liegen. Tut weh? Ja, vielleicht. Aber viel schmerzhafter ist es, wenn die Reparaturkosten für das Auto genau in die Vorweihnachtszeit fallen und man nicht damit gerechnet hat.

10. „Und wenn mich morgen ein Bus überrollt?

… dann habe ich nichts vom Gesparten gehabt!“ Stimmt. Es ist verständlich, dass man sein Leben im Hier und Jetzt genießen will. Aber wenn in entscheidenden Momenten finanzielle Ressourcen fehlen, kann dies erhebliche Probleme verursachen. Wir sollten nicht vergessen: Die Wahrscheinlichkeit, morgen von einem Bus überfahren zu werden, ist verschwindend gering. Die Wahrscheinlichkeit, in Altersarmut zu landen, ist weitaus höher.