Ausgabe 01/17 -

Motivation – Die Sache mit dem „Tun“

Was macht Menschen erfolgreich? Was motiviert, die eigenen Träume zu verwirklichen? Dazu gibt es viele Ansichten, aber kein allgemein gültiges Rezept. Motivation ist etwas völlig Individuelles. Ein Thema, bei dem es sich lohnt, hinter die Kulissen zu schauen. Wir sind den Erfolgsgeheimnissen einer Biokräuterfachfrau und eines Theatermannes in der Filmbranche auf den Grund gegangen.

Martha Mulser

Die Frau ist bescheiden. Das ist der erste Eindruck. Im Gespräch bestätigt sich immer wieder: Martha Mulser ist ein dankbarer, zufriedener Mensch. Diese Haltung hat Martha zum Erfolg verholfen. Die Kräuterbäuerin führt den Pflegerhof in St. Oswald bei Seis. ­Abgelegen und etwas unwegsam, und doch gibt es dort modernste Kräuterfelder und einen flotten Kräuterladen. Martha gilt als DIE Pionierin, wenn es um den biologischen Kräuteranbau in Südtirol geht.


Gut Ding braucht Weile

Angefangen hat alles durch Zufall. 1978 hat ­Martha auf den Pflegerhof geheiratet. Man lebte von einer Ferienwohnung und acht Kühen. Der Hof auf 800 m Meereshöhe hat gerade das abgeworfen, was man brauchte. „Meine Schwieger­mutter hatte einen kleinen Kräutergarten für den Hausgebrauch. Sie verkaufte dem Bäcker 1 bis 2 kg Brotklee, gerade was so übrigblieb. Irgendwann kam Martha zufällig mit Gästen auf den Kräuteranbau zu sprechen. „Das Thema hat mich immer schon sehr interessiert. Doch nie dachte ich, dass der Kräuteranbau einmal die Existenz meiner Familie retten würde“, erzählt die Frau in ihrer ruhigen Art.

Wagnis mit Erfolg

Drei Jahre später hat sie über Umwege von einem Vortrag des Kräuterexperten Heinrich ­Abraham erfahren. Bei diesem Treffen ist die Idee ent­standen, einen Versuch mit biologischem Kräuter­anbau zu starten. Im Frühjahr wurden die ersten Felder angelegt. 1987 schlossen sich einige Bauern zum „Bund des alternativen Kräuter­anbaus“ zusammen. Martha war mit ­dabei. Beim ersten biologischen Erntefest verkaufte sie alles, was sie am „Standl“ hatte. Der Ehemann – am Anfang sehr skeptisch – unterstützte sie ab nun in jeder Hinsicht.

Ein Schicksalsschlag ändert alles

Nun wurden die Felder vergrößert, eine Trocken­anlage gebaut und man kümmerte sich intensiver um die Vermarktung. Ein schwerer Schicksals­schlag im Jahre 1994 bedeutete eine Zäsur in Marthas Leben: Ehemann Richard verstarb mit nur 41 Jahren, Martha blieb mit vier Kindern im Alter von 10 bis 15 Jahren zurück. Nun war sie ganz auf sich gestellt. Ohne den Kräuteranbau hätte sie irgendwo arbeiten gehen müssen. All das ermutigte sie noch mehr, die ­Felder und den Betrieb auszubauen. Aus dem kleinen Acker ­wurden begradigte Plantagen. Immer wieder standen große Investitionen an. ­Martha hat in ihrer Raiffeisenkasse immer ­wieder einen treuen Partner gefunden, der ihr ohne viel Aufhebens finanziell weiterhalf. 2002 wurde Martha zur Südtirolerin des Jahres gewählt. 2014 bekam sie den Preis für innovative Projekte vom Landwirtschafts­ministerium in Rom.

Martha Gasslitter Mulser in ihrem Laden des Biokräuterhofes.

„Lai net lugg lossen“

Die Liebe zu den Kräutern, Glück, Ehrgeiz und vor allem der Glaube an sich und an die Sache und auch Mut, so beschreibt Martha die Voraussetzungen für die Verwirklichung ihrer Ziele. „Und bei mir war es durch den Tod meines Mannes wirklich der Sprung ins kalte Wasser. Ich musste die Herausforderung annehmen. Wichtig ist es, seinem Naturell und inneren Drang zu folgen und sich nicht drausbringen zu lassen“, ist die Kräuterbäuerin überzeugt. Und der Glaube an Gott, Ehrlichkeit, Zufriedenheit und Dankbarkeit – das ist es, was Martha ­täglich begleitet.

Heute und morgen

Heute ist der Pflegerhof der erste und vielfältigste Biokräuterhof Südtirols. Dort entstehen zahlreiche Teesorten, Gewürz- und Heilkräuter, Salben, Kräuterkissen und vieles mehr. 500 verschiedene Kräuterjungpflanzen und Saatgut werden pro Jahr gezogen. Auf den Feldern mit etwa 2 ha arbeiten im Sommer bis zu 15 Mitarbeiter. Heuer feiert der Pflegerhof sein 35-jähriges Bestehen. Martha kann mit Stolz auf das Erreichte blicken. Sie hat „ihr Ding gemacht“. Nun übergibt sie ihrer Tochter Cornelia, einer ausgebildeten Gärtnerin, einen gesunden, florierenden Musterbetrieb.


Alfred Niederstätter

Dass es nicht immer Schicksalsschläge sein müssen, welche den Impuls für neue Ziele geben, das beweist eine andere Geschichte. Oft ist es einfach nur wichtig, den richtigen Zeitpunkt im Leben abzuwarten. „Es braucht nur etwas Mut, um im Leben etwas Neues zu wagen“, das ist der erste Satz auf der Internetseite von Alfred Niederstätter. Der 68er aus Sauders bei Villanders ist ein Macher, wenn auch sein Berufsweg nicht von langer Hand geplant war. Heute macht er „sein Ding“. Eigentlich wollte Alfred Koch werden. Er probierte es zwei Jahre, aber es zog ihn eher zu den Menschen hinaus als zum Herd. Es folgten sechs Jahre bei einem Duschkabinenhersteller in der Arbeitsvorbereitung. Doch er fühlte sich dort unterfordert und ihm fehlte der Kontakt mit Menschen. 1990 kam die Wende. Er überzeugte beim Vorstellungsgespräch bei einem ­Anbieter für Bürobedarfsartikel. Alfred ­punktete eigent­lich nur durch seine Willenskraft, denn er hatte weder Produktkenntnisse noch Außendienst­erfahrung. „Ich hatte damals großes Glück. Die Kunden hatten Verständnis für einen Neueinsteiger, und mein Interesse für Menschen half mir viel“, erzählt er. Bald übernahm er mit anderen Mitarbeitern die Geschäftsleitung. 26 Jahre hatte er als Kundenberater hinter sich, der Konkurrenzdruck war hoch. Für Alfred war die Zeit reif, Neues zu wagen.

Liebe zum Tun

Seine Liebe zum Theater entdeckte Alfred per Zufall im Jahr 2000. Eine Kundin am Ritten suchte dringend einen Theaterspieler: „Schau dir das Stück mal unverbindlich an“, sagte Doris und drückte ihm das Büchlein mit dem Theaterstück in die Hand. Zu Hause war gerade sein zweites Kind geboren. Schon wollte er absagen, aber die Rittner Theaterleute teilten ihn einfach für eine Rolle ein. Alfred zog die Sache mit Erfolg durch. Dieser erste Auftritt auf der Bühne war für Alfred ein Schlüsselerlebnis: „Mich reizt es, in eine andere Rolle zu schlüpfen und diese bestmöglich darzustellen. Und es ist total spannend, wie eine Gruppe bei den Proben zusammenwächst und was daraus entsteht“, so Alfred begeistert.

Ganz oder gar nicht

Heute ist Alfred Obmann des Theatervereins „KultTour“ und des Theaterbezirksausschusses „Rosengarten-Schlern-Ritten“. Nicht zuletzt ist er Präsident im Verein „Väter aktiv“. Alfred macht nichts „umsonst“ – will heißen: Halbherzigkeit ist nicht sein Ding. Für ihn gilt immer: ganz oder gar nicht. Dabei ist es nicht das Geld, das ihn antreibt, sondern die Liebe und Begeisterung zur Sache. Denn das Ehrenamt wirft kein Geld ab, wenn auch Geld im Unternehmertum wichtig ist. Alfred, auch er langjähriger Kunde und Mitglied bei seiner Raiffeisenkasse, hat die finanziellen Aspekte seiner Projekte immer gut durchdacht. Bei seiner Bank hat er immer ­wieder den ­nötigen Rückhalt bekommen.

Auf mehrere Pferde setzen

2012 hat er erstmals als Komparse Filmluft geschuppert. Drei Tage am Set als Soldat. Von diesem Zeitpunkt an tut Alfred das, was er schon über Jahre im Visier hatte. Gemeinsam mit Martin Gluderer ist er 2016 ins Filmgeschäft eingestiegen. Die alte Firma ist verkauft. Die Alf-Italy bietet Castingservice, Künstler- und Eventmanagement und vertreibt Büroartikel. Letzteres sorgt bei Alfred für die finanzielle Sicherheit, im Falle, dass der Filmbereich langfristig kein Erfolg wird.

Alfred Niederstätter

Lebe Dein Leben, denn Du hast nur eines

Machbare Ziele begleiteten Alfred durchs Leben. Abwägbare Risiken hat er immer im Blick. Sie haben ihn aber nie daran gehindert, „sein Ding zu machen“. Er ist neugierig, optimistisch, vielseitig, ehrgeizig und einer, der die Herausforderung sucht und liebt. Rückschläge und Scheitern gehörten immer auch dazu. „Die notwendige Geduld und Ausdauer muss man schon mit­bringen. Die verschiedenen Phasen im Leben bieten immer wieder neue Möglichkeiten. Garantie kriegt man nirgends. Und auch wenn man scheitert – man kann immer etwas Positives herausholen. Irgendwo tut sich immer wieder ein Türl auf“, ist Alfred überzeugt, und „alle ­Menschen, die immerfort etwas bewegen, sind für mich Vorbilder“.

Interview mit Motivationstrainer Antony Fedrigotti
WERTE, ZIELE Und ENTSCHLOSSENHEIT – Macher wirken im Heute

 

Antony Fedrigotti, gebürtiger Kalterer, ist europaweit als Motivations- und Persönlichkeitstrainer tätig.

Er ist Autor zahlreicher Bücher und gehört zu den Top-100-Keynote-Speakern in Deutschland.

Menschen, die „ihr Ding machen“, zeichnen sich durch besondere Eigenschaften aus. Herr Fedrigotti, welche haben Sie als Motivationstrainer beobachtet?
Antony Fedrigotti: Menschen, die „ihr Ding machen“, sind Persönlichkeiten, die ständig an ihren Fähigkeiten arbeiten. Sie legen besonderen Wert auf den Aufbau von Beziehungen und beherrschen wirkliches Zuhören. Als Macher haben sie Durchhaltungsvermögen, sie kennen ihre Ziele sehr genau, sind integer und klar, gewinnend und direkt. Sie wissen, dass sie große Dinge immer nur gemeinsam mit anderen Menschen erreichen. Und sie verstehen es, Menschen zu motivieren und begegnen ihnen mit Respekt, Achtung und Wertschätzung. Macher haben klare Werte, denen sie treu sind.

Welchen Leitsatz geben Sie Menschen mit, welche ihre Ziele erreichen wollen?
Antony Fedrigotti: Geben Sie nur heute Ihr Bestes! ­Planen Sie nur heute optimal, handeln Sie nur heute proaktiv und ­praktizieren Sie dies jeden Tag. Denn heute ist der Tag, an dem Sie leben und an dem Sie etwas bewirken ­können. ­Morgen ist noch nicht da und gestern ist schon vorbei. ­Gewinner leben im Hier und Jetzt und sie beeinflussen ihre Zukunft, indem sie in der Gegenwart täglich, also „nur heute“, ihr Ding machen.

Welchen Leitsatz geben Sie Menschen mit, welche ihre Ziele erreichen wollen?
Antony Fedrigotti: Geben Sie nur heute Ihr Bestes! ­Planen Sie nur heute optimal, handeln Sie nur heute proaktiv und ­praktizieren Sie dies jeden Tag. Denn heute ist der Tag, an dem Sie leben und an dem Sie etwas bewirken ­können. ­Morgen ist noch nicht da und gestern ist schon vorbei. ­Gewinner leben im Hier und Jetzt und sie beeinflussen ihre Zukunft, indem sie in der Gegenwart täglich, also „nur heute“, ihr Ding machen.