Ausgabe 03/18 -

Bitcoin: Was man wissen sollte

Kryptowährungen wie Bitcoin sind in aller Munde. Die teilweise rasanten Kurssteigerungen locken Investoren, gleichzeitig mehrt sich auch die Zahl der Kritiker, die davor warnen. Martin von Malfèr, Finanzexperte der Raiffeisen Landesbank, erklärt uns, was es mit der digitalen Währung auf sich hat.

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Herr Malfèr, was sind Bitcoins und warum sind sie entstanden?
Martin von Malfèr: Bitcoins sind eine elektronische Währung, die dezentralisiert durch ein Computer-Netzwerk im Internet erzeugt und auf Basis von digitalen Signaturen verschlüsselt werden. So entstehen Datenpakete, die in einer virtuellen Geldbörse, der sogenannten „Wallet“, gespeichert sind. Die Idee eines freien digitalen Marktgeldes stammt aus dem Jahr 2008. Sie war ein Gegenentwurf zum herkömmlichen Geld, hinter dem ein Staat, eine Zentralbank, eine Bank und eine Volkswirtschaft steht. Bitcoins sind seit 2009 im Umlauf und fanden vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise zahlreiche Anhänger. Ziel der Entwickler war es, eine unkomplizierte, unabhängige und weltweit gültige Zahlungsform im Internet, aber auch in der Realwelt, zu schaffen.


Stichwort Technik: Wie erwirbt man Bitcoins?
Martin von Malfèr: Man sucht im Internet einen Bitcoin-Händler (Broker), eröffnet eine virtuelle Geldbörse und tauscht dann Euros gegen diese Kryptowährungen, indem man die Euros auf ein bestimmtes Bankkonto des Händlers überweist. Dieser sorgt dann für die Gutschrift der entsprechenden Bitcoins in der elektronischen Geld­börse. Diese ist mit einem Sicherheitsschlüssel bzw. einem Passwort versehen. Geht das Passwort verloren, so sind auch die in der elektronischen Geldbörse enthaltenen Kryptowährungen verloren. Vereinzelt gibt es auch Bitcoin-Automaten, welche den Ankauf von Bitcoins direkt vor Ort ermöglichen. Die Überweisungen an andere Bitcoin-Konteninhaber erfolgt dann per Handy oder vom Computer aus. Bitcoins kann man aber auch durch das „Minen“, zu Deutsch Schürfen, erwerben, indem man eine Prämie für die schnellste Errechnung von Sicherheitsziffern erhält.

Können Sie uns die enormen Wert­steigerungen von Bitcoins und deren Absturz ­erklären?
Martin von Malfèr: Geld und Gier treiben die Menschen. Steigen Kurse, auch von einer konventionellen Geldanlage, finden sich immer mehr Leute, die auch etwas vom Kuchen abhaben wollen. Je mehr Mitglieder eine Plattform bekommt, umso wertvoller wird sie, ähnlich wie bei Facebook. Die Wertsteigerungen von Bitcoin nahmen Ende des vergangenen Jahres fast beängstigende Ausmaße an, diese gingen durch die Presse, was zusätzlich für Interesse sorgte. Anfang 2018 kam dann die massive Korrektur und Ernüchterung: Die Werte brachen mehr als 50 Prozent ein. Der Großteil der Bitcoins ist im Besitz Weniger, nur ein relativ kleiner Anteil von Bitcoins wechselt wirklich durch Verkauf den Besitzer. Da braucht es wenig, um Kurse zu bewegen.

Inwiefern gefährden technische Risiken wie z. B. Viren, Trojaner und Hacker-Apps die ­digitalen Konten?
Martin von Malfèr: Wie alles, was im Netz hängt und auf Software basiert, sind auch Kryptowährungen – entgegen aller Behauptungen – Angriffen von Hackern ausgesetzt. Auch vor Betrügereien sind sie nicht geschützt. Zudem stehen Digitalwährungen vonseiten der Politiker und Finanzaufsicht zunehmend in der Kritik, unter anderem, weil Kriminelle damit ihre Geschäfte verschleiern können.

Werden Kryptowährungen zukünftig ­herkömmliche Zahlungsmittel ersetzen?
Martin von Malfèr: Dies kann ich mit Sicherheit verneinen. Das eigentlich Spannende an den Digital­währungen ist die Technik, die sogenannte „Blockchain“, die dahintersteckt. Diese wird auch von den Zentralbanken der Welt studiert, um sie für eigene Zwecke zu verwenden, beispielsweise für den einfacheren, weltweiten Versand von Zahlungen.


Eignen sich digitale Währungen als interessante Anlageklasse für die Beimischung im Portfolio?
Martin von Malfèr: Nein. Die Wertpapieraufsichtsbehörden der Welt, allen voran die europäische ESMA, hat sich bereits mehrmals dazu geäußert und davor gewarnt, Kryptowährungen zu verkaufen. Bitcoins sind ein Spekulationsgut. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen stehen hinter den Bitcoins weder Zentralbanken noch Regierungen oder Aufsichtsbehörden. Das virtuelle Geld ist nicht durch physische Vermögenswerte gedeckt. Der Wert der Bitcoins entsteht lediglich durch das Vertrauen ihrer Nutzer und liegt darin, dass einige Unternehmen die Cyberwährung als Zahlungsmittel akzeptieren, und zum anderen, dass Handelsplattformen bereit sind, Bitcoins gegen staatliche Währungen einzutauschen. Durch den sehr volatilen ­Wechselkurs schwankt der Wert der Bitcoins enorm.

Wie werden der Staat und die Aufsichts­behörden in diesen Bereich eingreifen?
Martin von Malfèr: Der Staat wird dem Wildwuchs im Netz nicht tatenlos zusehen, besonders deshalb, weil der Bereich als Angriff auf die Souveränität des Staates gewertet wird. Immer mehr Länder schieben dem Handel mit Kryptowährungen inzwischen einen Riegel vor. Generell ist mit zunehmender und strengerer Regulierung zu rechnen, z. B. durch die Regulierung der Händler, Unterbindung von Zugangsorten, Offenlegung von Daten u. v. m. Die Finanzaufseher warnen Konsumenten eindringlich davor, virtuelle Währungen zu kaufen, ohne sich der damit verbundenen Risiken bewusst zu sein. Der Grundtenor lautet: Besser die Finger davon lassen! Es sei denn, man kann sich einen Totalverlust leisten bzw. nimmt diesen bewusst in Kauf.