Ausgabe 06/15 -

Bauernschaft schützt vor Alter nicht

300 Euro Mindestrente monatlich. Mit dieser Zahl aus einer Studie des Forschungsinstituts „Apollis“ konfrontierte jüngst der Südtiroler Bauernbund jene Mitglieder, die ohne Zusatzrente ihrem Lebensabend entgegenblicken. Vorsorge in der Landwirtschaft scheitert oft an mangelnder Aufklärung, aber auch an Geld und Willen. Wie sie funktionieren kann, zeigt das Beispiel eines Jungbauern in Luttach.

Florian Holzer wirkt wie jemand, der weiß, was er im Leben will. Der Jungbauer des „Lindemairhof“ ist nicht nur Bauer, sondern auch Ski- und Tennislehrer. Und seit dem Umbau des 500 Jahre alten Familiengehöftes in reizvolle Ferien­wohnungen auch Unternehmer. Und so überrascht es nicht, dass er trotz der Investitionen und laufender Rückzahlungen zudem an Vorsorge denkt. Bereits seit einigen Jahren ist er in den Raiffeisen Offener Pensionsfonds eingeschrieben. „Das war für mich schon immer ein Thema. In ­meinen Jobs war ich bislang einfach nicht genügend

abgesichert. Ich wollte einfach etwas mehr als die Aussicht auf 300 Euro Mindestrente.“
Wie es andere Landwirte mit der Vorsorge genau halten, weiß Florian Holzer nicht. Mit seinen Kollegen werde nicht übers Geld geredet, er schaut bei diesem Thema auf sich selbst. Doch der Jungbauer kennt die allgemeine Stimmung: „Viele Bauern sorgen sich nicht, man hat ja Haus und Hof, oft viel Grund und Besitz, den man ja auch verkaufen kann. Das war für mich nie eine Option. Ich will im Alter nicht etwas verkaufen müssen, um noch gut zu leben.“

Paul Maurberger, Vorsorge­experte der Raiffeisenkasse Tauferer-Ahrntal:
„Bei Landwirten besteht ein hoher Vorsorgebedarf.“
Raiffeisen-Bauernschaft-Vorsorge-Beratung

Frauen sind oft Härtefälle

Nicht viele Landwirte im Tal handeln so konkret wie Holzer. Paul Maurberger, Leiter der Geschäftsstelle Luttach der Raiffeisenkasse Tauferer-­Ahrntal, weiß das nur zu gut. Der ­Experte in Sachen Vorsorge berät seit Jahren Landwirte bei der Einschreibung in den Renten­fonds und lädt sie aktiv zu Informationsgesprächen ein. Oft ohne Erfolg. „Es ist ein riesiges Problem. Viele Landwirte sind außer der vom Land bezuschussten Mindest­rente überhaupt nicht abgesichert. Trotzdem bewegt der Gedanke an ein paar hundert Euro Rente nicht viele dazu, sich in den Rentenfonds einzuschreiben.“ Die Gründe sind oft, besonders bei Bergbauern, dieselben.

„Viele führen die laufenden Kosten an, die wenig Spielraum für eine Einzahlung geben. Viele haben sich Maschinen und Geräte angeschafft oder andere Investitionen getätigt. Der Gedanke an das Alter bleibt in der täglichen Kostenkalkulation auf der Strecke.“ Die wirklich harten Fälle sind für Maurberger aber die ­Frauen an den Höfen: „Viele von ihnen haben gar keine Ausbildung. Wenn man sie fragt, ob sie nicht an eine Vorsorge für später denken, dann kommt oft die Antwort: „es ist ja mein Mann da, der sorgt schon für mich.“ Im Falle einer Trennung oder eines Todesfalls seien diese Bäuerinnen laut Maurberger akut von Altersarmut bedroht, sollte ihnen wirklich nur mehr die Mindestrente von 300 Euro zustehen.

Interessanter Faktor Bausparen

Wer einzahlen kann, soll das tun. So die Losung. In Zeiten von Urlaub auf dem Bauernhof umso mehr: „Die derzeitige Gesetzeslage erlaubt es den bäuerlichen Betrieben, die eine steuerliche Buchhaltung führen, die Beiträge für den Pensionsfonds steuerlich abzusetzen. Das ist zwar beim „Pauschal­system“ nicht möglich, doch auch für Bauern, die dieses anwenden, ist Vorsorge unumgänglich. Einen Vorteil für alle sieht Maurberger im Bausparmodell des Landes, das es seit dem 1. Juli 2015 gibt. Denn das komme auch im Ahrntal gut an, und auch bei so manchen Bauern. Hier greift das Modell vor allem für den Neubau oder die Sanierung der Erstwohnung der Bauern­familie. Da eine 8-jährige Mitgliedschaft in einem Pensions­fonds Voraussetzung für ein begünstigtes Bauspardarlehen ist, ist es sinnvoll, so früh wie möglich mit der Zusatzrenteneinzahlung zu starten, um einen weiteren Vorteil aus der Zusatzrente ziehen zu können.

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Weitere Infos dazu unter: www.raiffeisenpensionsfonds.it
oder in der Broschüre „Betriebliche Pensions­vorsorge“, die in allen Raiffeisenkassen kostenlos erhältlich ist.

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