Ausgabe 03/17 -

Marktausblick – Trump und der amerikanische Traum: Zwischen Hoffnung und Realität liegen Welten

Gastreferent beim heurigen Anlegersymposium des Raiffeisen InvestmentClubs war der renommierte Börsenexperte und Fernsehjournalist Markus Koch, bekannt geworden vor allem durch seine lebhaften Berichte von der New Yorker Aktienbörse. Ein Interview über die aktuelle Situation auf den Finanzmärkten.

Herr Koch, das Ertragswachstum von europäischen und amerikanischen Unternehmen hat in den letzten Monaten zugenommen. Worauf führen Sie das im Wesentlichen zurück?
Markus Koch: Der Cocktail besteht aus drei Zutaten: auf den niedrigen und daher leicht zu schlagenden Vorjahresvergleichen, auf den zu konservativen Schätzungen der Analysten und vor allem auf der aggressiven Geldpolitik der chinesischen, japanischen und europäischen Zentralbanken. In Reaktion auf die Deflationspanik vom Februar letzten Jahres wurde der Stimulus auf monatlich rund 150 Milliarden Dollar ausgeweitet. Die Reflationierung trägt zwar Früchte, wobei sich an den strukturellen Herausforderungen für die Weltwirtschaft wenig geändert hat.


Welchen Einfluss haben in diesem ­Zusammenhang die Versprechungen und ­geplanten Reformen der Trump-Regierung, z. B. die geplanten Steuersenkungen?
Markus Koch: Menschen glauben gerne an Wunder, und genau das hat ihnen Donald Trump versprochen. In der Tat schoss das Verbrauchervertrauen seit den Wahlen durch die Decke, einhergehend mit der Zuversicht ­amerikanischer Unternehmen. Aber zwischen Hoffnung und ­Realität liegen Welten. ­Amerika steht vor ­massiven Herausforderungen: der ­rapide Niedergang der Mittelschicht, ein exorbitant überteuertes ­Gesundheitssystem und ein ­Bildungssystem, das Studenten 1,4 ­Billionen Dollar an Schulden aufgehalst hat. Von der lausigen Infrastruktur ganz zu schweigen. Obgleich ich viele Aspekte seiner Politik für schädlich halte, erinnert sie mich an „Schrödingers Katze“: Trump ist gut und schlecht zugleich. Das finale Urteil steht aus! Sein inzwischen niedriger Zuspruch hat ­jedenfalls einen Vorteil: Wenn man von jemanden nichts Positives erwartet, kann die Messlatte leicht geschlagen werden.

Was soll ein Anleger beachten, wenn er sein Kapital im Jahr 2017 an den Börsen ­investieren  möchte?
Markus Koch: Wir befinden uns an der Wall Street im zweitlängsten Bullenmarkt aller Zeiten, mit der Konjunktur im neunten Jahr der Expan­sion. Der Aufschwung des Aktienmarktes und der Wirtschaft befindet sich in einem späten ­Stadium. Die aktuell hohe Bewertung amerikanischer Aktien findet aktuell noch wenig Beachtung, was sich aber rasch ändern kann. Was die Bewertung und Wirtschaft betrifft, bieten Aktien im Euroland mehr Chancen. Und hier vor allem die Aktien der Banken. Wohlgemerkt sind es genau Zeiten wie diese, in denen Anleger die Anlagerisiken besonders beachten müssen. Wer die Frage nicht beantworten kann, wie sich ein Markteinbruch auf das eigene Depot auswirken wird, sollte seine Hausaufgaben machen!

RAIFFEISEN INVESTMENTCLUB

Das 17. Anlegersymposium mit dem Thema „Von New York bis München. Wie heute unsere Zukunft entsteht.“ ging Ende Mai erfolgreich über die Bühne. Börsenexperte Markus Koch referierte zum Thema „Trump und der amerikanische Traum“ und ging in seinen Ausführungen auf die ameri­kanische Wirtschaftssituation ein. Axel Juhre, Finanzgeschäftsführer der BMW Italia SpA, beleuchtete in seinem Vortrag den Umbruch in der Automobilindustrie, in der das Zeitalter der ­Digitalisierung bereits begonnen hat, und ­zeigte auf, wie sich die BMW Group auf die neuen ­Herausforderungen einstellt.