Ausgabe 04/16 -

„Kunst ist für mich Erlebnis, nicht Investment“

Vermögensberater Helmuth Cazzanelli sitzt in seinem Büro in der Raiffeisenkasse Unterland in Leifers vor Bildern von Dino Boschi und Arthur Kostner aus seinem Privatbesitz und erzählt von Kunst als Investment. Oder was man mit Kunst besser machen sollte.

Herr Cazzanelli, wie ist die Stimmung derzeit unter Ihren Anlegerkunden?
Helmuth Cazzanelli: Die aktuelle Geldpolitik der Zentralbanken und die dadurch erzeugte Nullzins­politik sind für Anleger und Berater eine große Herausforderung. Die Zeiten sind turbulent – Beispiel Brexit – und werden es bleiben. Bei dieser Ausgangslage versteht es sich von selbst, dass bei Anlegern die Stimmung eher verhalten ist. Vermögenserhalt und Vermögensaufbau erfordern mehr denn je eine langfristige Strategie.

Was können Sie uns zu Kunst als Investment sagen?
Helmuth Cazzanelli: Kunst ist kein typisches Investment. Viele Private würden ihre Sammlung nie verkaufen, obwohl sie viel Geld bringen würde. Die Passion für die Kunst ist Voraussetzung für das Sammeln, und nicht jeder Sammler hat ökonomische Absichten. Der Mensch ist ein Sammler, ich will auch all meine Bücher im Regal haben und sie nicht nur ausleihen. Manchmal genügt es aber auch, Kunst in einer Ausstellung zu bewundern. Kunst ist für mich ein Erlebnis, man muss sie nicht besitzen.


Wohin kann ich mich wenden, wenn ich in Kunst investieren will?
Helmuth Cazzanelli: An renommierte Kunstgalerien, an die Bozner Kunstauktion bzw. Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen von Künstlern. Die Südtiroler Künstler sind im Künstlerbund vertreten. Wer in Kunst investieren will, muss ein Kenner sein oder sich an Kunstexperten wenden.

Mir bleiben also die altbekannten Investmentmöglichkeiten?
Helmuth Cazzanelli: Ja, klassische Investments in Aktienfonds, Anleihenfonds, Kapitallebensversicherungen, Immobilien und Gold. Das extrem niedrige Zinsniveau kann nicht ausgetrickst werden. Wichtig ist ein langer Anlagehorizont, man muss Wertschwankungen hin­nehmen und das Portfolio sollte aus­reichend diversifiziert sein.

Wie verhält es sich mit dem Kunstmarkt?
Helmuth Cazzanelli: Wertschwankungen habe ich ja auch auf dem Kunstmarkt. Die Preise sind sehr volatil und ein Kunstwerk kann ich nicht von heute auf morgen verkaufen. Die Umsätze und die Preise auf dem Kunstmarkt sind 2015 um ein Viertel eingebrochen. Klassiker sind aber weiterhin schier unbezahlbar.

Die Bilder in Ihrem Büro gehören Ihnen. Wissen Sie, wie deren Wertentwicklung ist?
Helmuth Cazzanelli: Nein, und das interessiert mich auch nicht. Das Erleben von Kunst gehört zu ­meinem Gefühls- und Erkenntnisarchiv. Das Bild hinter mir ist von Dino Boschi. Ich habe es Ende der 80er-Jahre gekauft, weil mir dieses Blau so gut gefallen hat, und es gefällt mir immer noch.


Sie sehen Ihre Kunst also nicht als Investition?
Helmuth Cazzanelli: Es kann im Leben nicht immer nur um eine Kosten-Nutzen-Rechnung gehen. „Kunst wischt den Staub des Alltags von der Seele“, sagte Pablo Picasso. Kunst ist Lebensfreude.

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